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Gesünder essen: So erkennen Sie emotionalen Hunger

Warum essen wir manchmal, ohne satt zu werden? Dieses Phänomen nennt sich emotionaler Hunger: Dabei stillen wir nicht wirklich unseren Hunger, sondern kompensieren negative Gefühle.

Unser Körper ist gut darin, uns mitzuteilen, was er gerade möchte. Er sendet Signale, wenn wir Nährstoffe und Energie benötigen. Haben wir ausreichend gegessen, ist unser Magen gefüllt und wir sind satt und zufrieden. Aber es gibt auch einen emotionalen Hunger. Wenn wir ihn verspüren, sind wir nicht wirklich hungrig. Wir haben in diesem Moment eher Lust auf Süßes oder Fettiges als auf eine echte Mahlzeit. Diese Art des Hungers können wir mit Essen nicht bekämpfen, denn wir fühlen uns nie satt. Kein Wunder, denn hier geht es nicht um den biologischen Prozess der Sättigung – sondern um Gefühle, die gestillt werden wollen.

Gelernt ist gelernt: Essen zur Beruhigung

Fühlen wir uns überfordert oder gestresst, möchten wir uns mit Essen beruhigen. Übrig bleiben Schuldgefühle und ein schlechtes Gewissen. Doch für kurze Zeit fühlen wir uns erst einmal besser. Dass Nahrungsaufnahme mit Wohlgefühl einhergehen kann, lernen wir bereits, wenn wir während des Stillens liebevoll im Arm gehalten werden. Später erhalten wir zum Trost Süßigkeiten und so geht es weiter. Unser Gehirn verknüpft mit dieser Art des Essens gute Gefühle, Glückshormone werden ausgeschüttet. Dieser Mechanismus bleibt im Erwachsenenalter bestehen und führt zu emotionalem Hunger. Besonders in stressigen Zeiten trösten wir uns gern mit Essen.

Wenn die Instinkte übernehmen

Das Perfide am Stress ist, dass er uns weniger achtsam uns selbst gegenüber werden lässt. Unter Stress schüttet unser Körper das Hormon Cortisol aus, das Hirnareale blockiert, die für bewusstes, achtsames Handeln zuständig sind. Stattdessen übernimmt das Stammhirn, das die Instinkte steuert. Stress lässt uns die inneren Signale wie Hunger oder Sättigung nicht mehr gut fühlen. Wir essen in Stressphasen unkontrollierter und greifen zu Chips und Schokolade – mehr, als uns lieb ist.

Meistens bekämpfen wir die Folgen des emotionalen Hungers. Also die Kilos, die wir herumschleppen, weil wir zu viel und ungesund essen. Wir machen Diäten und verlieren auch Gewicht. Oft ist der Erfolg aber nur von kurzer Dauer und wir fallen in alte Muster zurück. Hilfreicher ist es, sich auf die Suche nach dem Ursprung des Essverhaltens zu begeben. Wie das funktioniert? Fragen Sie sich, welche Reize bei Ihnen den Essimpuls auslösen. Schauen Sie sich die Situation an, in der die Lust aufs Essen kommt. Führen Sie ein Tagebuch dazu, denn Aufschreiben hilft, Auslöser zu erkennen.

Fragen Sie sich:

  • Wie habe ich mich vor dem Essen gefühlt?
  • Wie ist mein Tag verlaufen?
  • Habe ich über den Tag ausreichend gegessen oder habe ich gehungert?
  • Wann genau hat sich heute das Verlangen nach Essen aufgebaut?

Wenn Sie Auslöser gefunden haben, überlegen Sie, wie Sie zukünftig mit diesen umgehen möchten. Können Sie den Stress im Job verringern? Aufgaben abgeben? Durch Meditation eine gelassenere Sichtweise auf die Dinge erlangen? Wichtig bei all dem: Seien Sie freundlich zu sich. Bei emotionalem Hunger geht es um Selbstwahrnehmung. Das ist ein Prozess, der Zeit braucht. An dessen Ende finden Sie aber die Antwort auf die Frage: Habe ich wirklich Hunger oder geht es hier um etwas anderes?

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Artikeleinstieg: SrdjanPav (istockphoto.com)

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