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Klüger essen – was Ernährung mit unserem Gehirn macht

Wer sein eigenes Essverhalten durchschaut und Hungersignale richtig deutet, steigert nicht nur das Wohlbefinden, sondern auch das Denkvermögen.

Warum esse ich eigentlich? Diese Frage klingt banal: „Weil ich Hunger habe“, ist die naheliegende Antwort. Doch wir wissen selbst, dass dies oft nicht stimmt. Schließlich essen wir in Deutschland und anderen Industrieländern in der Regel eher zu viel als zu wenig; richtiger Hunger ist hier eher selten.

Im Idealfall versorgt unsere Nahrung uns mit der nötigen Energie und mit allen Nährstoffen – Vitaminen, Eiweißen, Fetten, Kohlenhydraten, Mineralstoffen – in der Menge, die unser Körper braucht, und mit Wasser.

Wir haben allerdings nicht nur Hunger, wenn wir befürchten müssen, dass unser Körper nicht mehr uneingeschränkt arbeiten kann. Hunger ist vor allem Kopfsache.

„Lecker – jetzt hab ich Hunger“

Sobald unser Blutzuckerspiegel sinkt, empfängt unser Körper keine Signale zur Sättigung mehr und wir haben das Gefühl, etwas essen zu müssen. Der Magen produziert dann das Hormon Ghrelin, auch „Hunger-Hormon“ genannt. Unsere Nerven senden die entsprechenden Signale an unser Gehirn. Hier werden Hunger und Sättigung gesteuert und die Hormone ausgeschüttet, die entweder ein Sättigungsgefühl auslösen oder eben dazu fuhren, dass uns der Magen knurrt. Diese Signale empfangen wir auch, wenn etwas lecker aussieht oder gut riecht. Wenn wir dann etwas essen, geht es rund in unserem Belohnungszentrum: Neurotransmitter wie das Glückshormon Serotonin und Dopamin werden ausgeschüttet. Somit beeinflusst Genuss die Entscheidung, wann, was und wie viel wir essen. Nachschub fürs Gehirn.

Brauchen wir Nervennahrung?

Wir essen aber nicht nur, um unseren Hunger zu stillen, oder aus Genussgründen, sondern auch, weil wir glauben, wir bräuchten das jetzt für unsere Konzentration – Stichwort „Nervennahrung“. Und tatsächlich verbraucht das menschliche Gehirn im
Vergleich zu anderen Organen viel Energie: fast 20 Prozent des gesamten Energieverbrauchs; rund 50 Prozent mehr als unser Herz. Daher macht Nachdenken Lust auf energiereiche Nahrung.

Gut essen, besser denken

Industriell verarbeitete Lebensmittel können unser Bedürfnis nach Fett und Zucker zwar kurzfristig stillen, von „Brainfood“ kann allerdings nicht die Rede sein. Da
Junkfood oft über keinerlei Nährstoffe verfügt, bekommen auch unsere Neuronen kein Futter. Schlimmer noch: Neuerdings beschäftigt sich die Hirnforschung sogar mit der Frage, ob Junkfood unser Gehirn möglicherweise sogar schrumpfen lässt.

Wer sein eigenes Essverhalten durchschaut und Hungersignale richtig deutet, steigert nicht nur das Wohlbefinden, sondern auch das Denkvermögen.

Junk Food und Gehirn

In einem Forschungslabor in Sidney beispielsweise werden Ratten mit industriell stark verarbeiteten Lebensmitteln versorgt – hier wird die Ernährung der westlichen Welt simuliert. Diese Tiere essen nicht nur doppelt so große Portionen und scheinen nie satt zu sein, auch eine Schädigung ihres räumlichen Gedächtnisses konnte festgestellt werden.

Außerdem gibt es Anzeichen für eine Veränderung des Hippocampus, der fürs Lernen und Verfestigen von Erinnerungen zuständig ist. Nachgewiesen werden konnte auch, dass sich beim Menschen durch eine fett- und zuckerreiche Ernährung bestimmte Hirnareale verändern. Die Qualität unserer Ernährung wirkt sich tatsächlich auf die Größe des Hippocampus aus.

Erste Studien zeigen zudem, dass schon eine viertägige Ernährung mit Junkfood genügt, um kognitive Funktionen, die in Zusammenhang mit dem Hippocampus stehen, zu beeinträchtigen – dazu gehören beispielsweise Konzentration und räum­liches Denken. Es sieht so aus, als würde Junkfood nicht nur unser Hungergefühl aus der Bahn bringen, sondern uns auch dümmer machen. Eine ausgewogene Ernährung tut also nicht nur unserer Figur gut, sondern auch unseren grauen Zellen.

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Artikeleinstieg: daria-shevtsova (pexels.com)

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