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Woran erkenne ich Essstörungen?

Junge Menschen in der Familie oder im Freundeskreis nehmen plötzlich stark zu oder ab – kann eine Essstörung dahinterstecken? Wie Sie eine mögliche Krankheit erkennen und helfen können.

Essstörungen entwickeln sich häufig in jungen Jahren. Laut der Kinder- und Jugendstudie KiGGS zeigen rund 20 Prozent der Jugendlichen zwischen 11 und 17 Jahren erste Anzeichen einer Essstörung. Besonders zur Zeit der Pandemie kämpften viele Heranwachsende mit ihrem Körpergewicht, da die Ausnahmesituation ihre Psyche besonders belastete. In der aktuellen Studie „Homeschooling und Gesundheit“ wurden 150 Kinderärzte und -ärztinnen befragt: 89 Prozent von ihnen stellten vermehrt psychische Probleme bei jungen Patienten und Patientinnen fest. Eine zentrale Rolle spielen dabei Essstörungen. 

Steigende Zahlen

Die Daten sind noch nicht aussagekräftig, doch erste Auswertungen zeigen, dass im Jahr 2020 die Zahl der wegen Essstörungen behandelten Kinder um rund 60 Prozent gestiegen ist. Fachleute vermuten, dass Essstörungen auf ungesunde Art und Weise dabei geholfen haben, psychisch Halt zu finden. Sowohl das Essen als auch das Nicht-Essen können ein Ventil sein, um Traurigkeit, Frust und Langeweile zu entgehen. Schleichender Prozess Essstörungen treten nicht plötzlich auf. Es gibt auch nicht das eine Symptom, sondern immer mehrere Warnsignale. Erkennen Eltern, Verwandte oder der Freundeskreis eine drastische und nachhaltige Veränderung – wie auffällige Gewichtsveränderungen –, ist Vorsicht geboten. 

Essstörungen: Mehr als "Probleme" mit dem Essen.

Ilka Brühl spricht in unserem Gesundheits-Podcast "Von Achtsamkeit bis Zuckerfrei" mit Carolin Martinovic, Mitarbeiterin des Therapienetzes Essstörung, über Essstörungen und an welchen Anzeichen man diese erkennen kann.

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Seele in Not

Medizinisch wird bei den Störungen zwischen Magersucht (Anorexie), Ess-Brech- Sucht (Bulimie) und Essattacken (Binge-Eating-Störung) unterschieden. Es gibt aber auch Mischformen. Allen gemein ist, dass sie nie einfach nur ein Tick sind, sondern immer Ausdruck seelischer Not. Betroffene ziehen sich von Freunden und Familie zurück, sind gereizt oder traurig. Sie beschäftigen sich immerzu mit Essen, Gewicht und Figur. Oft empfinden sie Schuldgefühle, wenn sie essen, und tun dies heimlich oder am liebsten allein.

Anorexie

Typische Merkmale sind hier beispielsweise ständige Diät, Verdrängung des Hungergefühls, ständiges Kalorienzählen, starke Angst, dick zu werden, geringe Nahrungsauswahl, exzessiver Sport, verzerrte Körperwahrnehmung, zwanghafte Tagesplanung, tägliche Gewichtskontrolle und starker Gewichtsverlust.

Bulimie

Bulimie äußert sich beispielsweise in Essattacken – also unkontrolliertes Essen großer Mengen –, geringe Nahrungsauswahl, Erbrechen, Einnahme von Appetitzüglern oder Abführmitteln, exzessiver Sport, tägliche Gewichtskontrolle und starke Angst, dick zu werden.

Binge Eating

Charakteristisch sind hier zum Beispiel Essattacken, Gewichtsschwankungen und Übergewicht.

Video: Interview mit Jana Crämer über Gefühle

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Was Sie selbst tun können

Suchen Sie das Gespräch – ohne das Essverhalten oder die Figur zu kritisieren. Denn das würde Ihr Gegenüber unter Druck setzen und den Dialog erschweren. Sprechen Sie davon, dass Sie sich Sorgen machen, weil Sie Veränderungen im Verhalten erkennen. Sie können auch anbieten, bei der Suche nach Informationen zu helfen oder in eine Beratungsstelle zu begleiten. Je eher Betroffene den Weg dorthin finden, desto schneller kann der Heilungsprozess beginnen. Ist die Essstörung schon ausgeprägt, sollten Sie ärztliche Hilfe suchen.

Unser neues Angebot:

Seit dem 1.11.2021 bietet die Audi BKK eine videobasierte Online-Psychotherapie für Kinder, Jugendliche und deren Eltern an. Behandelt werden unter anderem Depressionen, Angst- und Essstörungen. Sie können sich unter www.medicalnetworks.de anmelden.

Bildnachweis

Artikeleinstieg: KatarzynaBialasiewicz (istockphoto.com)

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