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Wie Sie die Resilienz Ihrer Kinder stärken

Resilienz ist die Fähigkeit, Krisen zu meistern – in unserer herausfordernden Welt eine wertvolle Ressource. Diese Fähigkeit ist nicht angeboren, sondern muss erlernt werden – und dies schon im Kindesalter. Doch wie kann man die Resilienz seiner Kinder stärken?

Resilienz gezielt bei Kindern fördern

Eltern wollen für ihre Kinder das Beste. Dass sie ein glückliches Leben führen, starke Persönlichkeiten werden und sich von Misserfolgen nicht so schnell aus der Bahn werfen lassen. Welchen Herausforderungen unseren Kindern begegnen, haben wir dabei nicht in der Hand. Wie sie damit umgehen, durchaus. Denn Resilienz, die seelische Widerstandskraft eines Menschen, lässt sich gezielt fördern, und dies von Kindesbeinen an.

Eigenschaften von resilienten Kindern

Doch was ist Resilienz genau? Resilienz nennt die Psychologie diese besondere Kraft, mit belastenden Lebensumständen umgehen und sie bewältigen zu können. Gut aus einer Krise herauszufinden und sie im Bestfall als Chance zu nutzen. Die Basis dafür wird maßgeblich in der Kindheit gelegt, wenn der kleine Mensch die Zusammenhänge der Welt verstehen lernt und seine Kräfte im Zusammenspiel mit der Umwelt erprobt. In dieser wichtigen Lebens- und Lernphase können Eltern bedeutsamen Einfluss darauf nehmen, wie Kinder die Welt erfahren und die Resilienz fördern, den Herausfor­derungen des Lebens mit Widerstandsfähigkeit zu begegnen. Doch wie zeigt sich Resilienz bei Kindern konkret?

Resilienz äußert sich bei Kindern beispielsweise dadurch, dass sie …

  • Problemsituationen nicht vermeiden, sondern sie aktiv angehen,
  • mit dem Erfolg ihrer Handlungen rechnen,
  • ihre eigenen Ressourcen gezielt nutzen,
  • einerseits an ihre eigene Kontrollmöglichkeiten glauben, aber auch erkennen, wo diese ihre Grenzen haben.

Diese Kompetenzen machen es resilienten Kindern möglich, Stresssituationen weniger als Belastung, sondern vielmehr als Herausforderung wahrzunehmen. Sie packen Probleme aktiv und lösungsorientiert an, anstatt ihnen aus dem Weg zu gehen. Selbstwirksamkeit ist hier ein wichtiger Schlüssel: Kinder mit einer starken Resilienz haben erfahren, dass sie Einfluss auf ihre Welt nehmen und diese damit verändern können. Dies führt wiederum dazu, dass sie sich ihrem Schicksal nicht hilflos ausgeliefert fühlen – eine Erfahrung, die das ganze Leben prägt. Doch wie genau kann ich mein Kind in dieser Entwicklung stärken?

Resilienzförderung für Kinder

Natürlich gibt es für die seelische Widerstandskraft eines Menschen kein Patentrezept. Resilienz entsteht aus einem Zusammenspiel vieler Faktoren, unter anderem spielen auch Persönlichkeit und Temperament mit ein. Es gibt jedoch fördernde Faktoren, die beeinflussbar sind und die Eltern im Rahmen ihrer Möglichkeiten gezielt in den Fokus nehmen können.

Welche Resilienzfaktoren gibt es bei Kindern?

Soziale Kompetenz

Dies ist die Fähigkeit, Freundschaften zu knüpfen, Einfühlungsvermögen zu zeigen und Konflikte zu lösen. Durch Sozialkompetenz können Kinder ein soziales Netzwerk aufbauen, das ihnen auch außerhalb der Familie Halt und Unterstützung gibt.

Positive Selbstwahrnehmung

Das Kind hat ein positives Bild von sich selbst und seinen Fähigkeiten. Es besitzt Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl und entwickelt diese stetig weiter.  

Selbststeuerungsfähigkeit

Diese liegt vor, wenn Kinder sich und ihre Gefühlszustände selbstständig regulieren beziehungsweise kontrollieren können. Sie wissen, was ihnen hilft, um sich selbst zu beruhigen, und wo sie sich gegebenenfalls Hilfe holen können.

Selbstwirksamkeit

Kinder, die sich selbstwirksam fühlen, wissen, dass sie einen Einfluss auf die Welt und den Verlauf der Dinge haben und diese mitgestalten können.

Angebrachter Umgang mit Stress

Dahinter verbirgt sich die Fähigkeit, auch in turbulenten Zeiten zu Ruhe zu kommen und die eigenen Bedürfnisse und Grenzen zu kennen.

Probleme lösen können

Kinder müssen die wichtige Erfahrung machen, dass es immer mal wieder Probleme gibt, aber dass sie sie aus der Welt schaffen können – und zwar möglichst eigenständig.  

So können Eltern die Resilienz ihrer Kinder stärken

Sichere Basis sein

Eine gute stabile Beziehung ist die grundlegende Basis für Resilienz. Studien haben gezeigt, dass es entscheidend ist, dass Kinder mindestens eine feste Bezugsperson haben, der sie rückhaltlos vertrauen können. Einen Menschen, dem sie ihre Bedürfnisse und Sorgen mitteilen können und von dem sie Hilfe, Aufmerksamkeit, Liebe und Wertschätzung zu bekommen. Dieser Mensch muss nicht zwingend Mutter oder Vater sein. Auch die Großeltern oder eine Tante, die sie präsent begleitet, können für Kinder diese sichere Basis sein.

Fehler machen dürfen

Misserfolge sind enorm wichtig, um Resilienz zu entwickeln. Denn Kinder lernen durch Fehler und Frust, ihre Gefühle zu regulieren und Probleme zu lösen. Fehler dürfen also nicht nur geschehen, sondern müssen es sogar. Eltern können ihre Kinder dann im Umgang mit den begleitenden Gefühlen unterstützen und ihnen Mut zu neuen Versuchen machen.

Alle Gefühle sind richtig

Wut, Freude, Traurigkeit – Kinder sollten die gesamte Bandbreite an Gefühlen ausleben dürfen. Denn nur, wenn sie diese kennen- und verstehen lernen, lernen sie, damit umzugehen. Eltern können ihre Kinder darin begleiten, indem sie deren Gefühle benennen und gemeinsam mit dem Kind besprechen und reflektieren. Dies schafft ein tieferes Verständnis für das eigene emotionale Repertoire und unterstützt die Selbstregulation.

Ehrlichkeit und Authentizität

Auch Eltern sind mal traurig. Oder ratlos. Oder gestresst. Zu diesen Gefühlen sollten sich auch stehen und sie nicht hinter einer fröhlichen Maske verstecken. Denn zum einen haben Kinder feine Antennen für Authentizität und fühlen Doppelbödigkeit recht schnell. Und diese verunsichert sie, weil sie nicht wissen, woran sie sind. Zum anderen sind Eltern ein Vorbild: Nur, wer sich selbst alle Gefühle zugesteht, kann dies auch glaubwürdig bei seinen Kindern tun.

Demokratischer und wertschätzender Erziehungsstil

Kinder dürfen in einem gewissen Rahmen gemeinsam mit den Eltern Entscheidungen treffen, werden also aktiv in Entscheidungsprozesse mit einbezogen. Dabei können sie ihre Gedanken und Ansichten einbringen und somit aktiver Teil der Lösung werden. Das Kind macht damit die grundlegende Erfahrung: Meine Bedürfnisse sind wichtig, meine Meinung zählt, ich kann Geschehnisse aktiv mitgestalten – und bekommt damit eine gute Portion Selbstwirksamkeit.

Freiheiten und Grenzen

Kinder brauchen Freiräume zur Entfaltung und gleichzeitig Grenzen, Routinen und Rituale, die Halt und Sicherheit bieten. Beides muss für die Kinder klar erfahrbar sein, um ihnen Orientierung zu geben. So können Eltern gemeinsam mit den Kindern Regeln wie beispielsweise feste Essenszeiten oder Zeiten für den Medienkonsum aufstellen. Gleichzeitig werden auch Konsequenzen vereinbart für den Fall, dass diese nicht eingehalten werden. Dieser Rahmen, in dem sie selbstbestimmt agieren können, fördert die Kinder in ihrer Selbstverantwortlichkeit und Disziplin.

Kinder dürfen Probleme alleine lösen

Wir helfen unseren Kindern nicht, wenn wir ihnen alle Probleme abnehmen – im Gegenteil. Sie brauchen den Raum, Probleme und Herausforderungen eigenständig zu lösen, um Erfolgserlebnisse zu haben und ihre Selbstwirksamkeit zu spüren.  

Vertrauen in die Fähigkeiten

Ein Kind braucht Vertrauen in seine eigenen Fähigkeiten. Dies kann man täglich fördern, indem man ihm kleine, altersgerechte Aufgaben an die Hand gibt. Beispielsweise die Katze zu füttern oder den Tisch zu decken. So erfährt es Selbstwirksamkeit und nimmt sich als aktiver Teil der Gemeinschaft wahr.

Und ganz wichtig für die Resilienz bei Kindern: kuscheln.

Denn Streicheleinheiten sind ein Powerpaket für die Seele. Sie fördern die Bindung, geben Sicherheit, mindern Stress, schaffen ein positives Körpergefühl und senden eine klare Botschaft: Ich liebe dich. Du bist wertvoll. Und das ist für den kleinen Menschen eigentlich das Wichtigste.

Bildnachweis

Artikeleinstieg: Vasyl Dolmatov (istockphoto.com)

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