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Bewegung im Unterricht: Wer zappelt, hat’s kapiert

Wenn die Schüler anfangen mit den Stühlen zu kippeln, heißt es in dieser Schule: Türen auf und raus. Hier dürfen die Kinder rennen, hüpfen und sogar durch die Räume tanzen. Wie kann das sein?

Hermann Städtler ist ehemaliger Schuldirektor, Pädagoge und Leiter des Projekts „Bewegte und gesunde Schule Niedersachsen“. Im Gespräch verrät er, wie das Konzept einer „Bewegten Schule“ funktioniert.

Warum ist Bewegung im Unterricht wichtig?

„Schüler gehen ja nicht grundsätzlich gerne zur Schule. Mit ausreichender Bewegung können wir ihnen aber wieder Freude geben.“ Das Projekt „Bewegte und gesunde Schule Niedersachsen“ holt durch körperliche Aktivität die Freude an der Bewegung ins Klassenzimmer zurück. Es soll den natürlichen Bewegungsdrang wecken und eine gesunde Entwicklung von Kindern und Jugendlichen fördern. „Bewegung hilft, Gelerntes erst mal besser zu verstehen, und steigert nachweislich das Wohlbefinden“, berichtet Herman Städtler. Der Trend zu mehr Bewegung und weg von einem eher klassischen Sitzdiktat im Frontalunterricht nimmt quer durch Deutschland zu. In vielen Bundesländern wird das Konzept bereits an ganz unterschiedlichen Schulformen und in vielen Jahrgangsstufen gelebt. Das Besondere: Hier wird ganzheitlich gedacht. Sowohl Lehrer, Eltern als auch Schüler sollen von der Bewegung profitieren.

Ist es mehr als Sportunterricht?

Mit verschiedenen Methoden kommt Bewegung in den Lehrplan. Neben theoretischem Wissen steht die Aktivität im Mittelpunkt: „Das hat eine große Bedeutung für die persönliche Entwicklung. Aber mit dem Sportunterricht, wie wir ihn kennen, hat das wenig zu tun. Denn selbst wenn dieser stattfindet, reicht das oft nicht aus, um die Kinder genügend zu bewegen“, betont Städtler. „Bewegung ist nun mal eine angeborene Stärke, wodurch es den Kindern leichter fällt zu lernen. Schüler denken durch die körperliche Aktivität nicht mehr darüber nach, ob sie beispielsweise ein Hindernis bewusst überwinden oder es einfach tun. In diesem Moment spielt es also plötzlich keine Rolle mehr, ob sie etwas lernen oder erlernen. Allein durch die Bewegung verstehen sie frei von Zwängen, ganz aus der Situation heraus zu handeln.“ 

Und wie sieht das Lernen in Bewegung aus?

Um Bewegung zu fördern, gibt es zum Beispiel aktivierende Elemente auf den Schulhöfen, wie Spielgeräte, Pausenspielkisten, Kletter- und Hangelgelegenheiten. So können Schüler spielerisch ihre Umgebung erkunden. Insbesondere die Kleinen lernen dadurch ganz selbstständig Herausforderungen anzunehmen und entwickeln individuelle Lösungswege dafür. 

Gerade aber im Lernalltag muss Bewegung als Grundbedürfnis verstanden werden, damit es funktioniert. In der „Bewegten Schule“ werden im Unterricht zum Beispiel durch Spiele und Übungen mathematische Zahlenräume mit Sprüngen verbunden oder aber englische Vokabeln durch ausdrucksstarke Bewegungen gelernt. „Die Kombination aus Bewegung und Lernen steigert nachweislich die sozialen und kognitiven Fähigkeiten“, sagt Städtler. „Es ist ein wichtiger Baustein für ein gesundheitsbewusstes Verhalten.“

Podcast: So werden Eltern und Kinder zum guten Team

Besonders während der Pandemie sind Sport und Bewegung bei den Kleinen zu kurz gekommen. Sportunterricht, Training im Verein oder auch gemeinsames Toben auf dem Spielplatz waren nicht möglich. Gründe genug, den Nachwuchs mit sportlichen Ideen zu begeistern. Jedoch sollten auch Eltern ihre Bedürfnisse dabei nicht vergessen – immerhin haben sich die eigenen vier Wände dank Homeoffice und Homeschooling immer mehr in eine Mischung aus Büro und Schule verwandelt. Das Zuhause als Ort zum Krafttanken? Kaum noch gegeben. Im Audi BKK Podcast erzählt Expertin Julia Schmidt-Jortzig vom Podcast „Elterngespräch“, wie Eltern sich Freiräume schaffen und gleichzeitig die Bedürfnisse des Kindes im Blick behalten können.

Bildnachweis

monkeybusinessimages (istockphoto.com)

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