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Im Selbsttest: Eine Woche jeden Tag eine gute Tat

Freundlich bei der Arbeit und für Familie und Freunde da zu sein ist das eine – aber wie oft tun wir anderen im Alltag mal einen Gefallen? Beraterin Katrin hat sich vorgenommen, eine Woche lang jeden Tag eine gute Tat zu vollbringen. Hier ihr Selbsttest.

Auf der Arbeit ist mir Teamwork natürlich wichtig. Ich unterstütze und versuche, auf unterschiedliche Bedürfnisse zu achten. Für meine Freunde und meine Familie bin ich sowieso immer da. Aber im Alltag herrscht oft Zeitdruck, sodass ich meist mein Ding mache – und vielleicht nicht immer so genau schauen kann, wie es den Menschen um mich herum geht.

Meine Haltung vorher

Wir leben in einer ziemlich individualisierten Welt – und mir ist völlig bewusst, dass wir oft zu wenig aufeinander achtgeben. Ich merke ja selbst, dass es mich manchmal überrascht und wie gut es tut, wenn jemand einfach mal etwas Nettes zu mir sagt oder etwas Nettes macht. Die Stimmung in unserer Gesellschaft wäre mit Sicherheit besser, wenn jeder jeden Tag einem anderen Menschen etwas Nettigkeit entgegenbringen würde. Die alte Pfadfinderregel eben: Jeden Tag eine gute Tat. Das wollte ich gern mal eine Woche lang ausprobieren.

Los geht’s: Katrins Selbsttest

Der erste Tag mit einer guten Tat

Montags geht’s nach der Arbeit zum Sportkurs. Die Trainerin macht immer einen super Job. Mir ist auf dem Weg zum Sport schon aufgefallen, dass ich ihr das noch nie gesagt habe. Also habe ich es ihr heute gesagt. Sie hat sich total über das Feedback gefreut, weil sie so was sonst eher selten hört. Für die meisten ist ihre Arbeit einfach selbstverständlich und sie verlassen nach dem Kurs wortlos den Raum. Einen anderen Menschen habe ich einfach so angelächelt und er hat mich sogar darauf angesprochen, wie schön es ist, doch auch mal in ein freundliches Gesicht zu blicken – die meisten laufen immer so ernst durch die Gegend.

Der zweite Tag mit einer guten Tat

Der Supermarkt: ein Ort, an dem man unter Menschen ist und trotzdem eigentlich jeder sein Ding macht. Die gute Tat, die ich mir vorgenommen habe: mir den Pfandwert mal nicht auszahlen zu lassen, sondern an die Tafel zu spenden. Das habe ich auch gemacht. Dann habe ich an der Kasse mit meinem neuen, geschärften Blick bemerkt, dass hinter mir jemand mit weniger Teilen stand. Den habe ich dann vorgelassen. Die Person hat sich sehr gefreut, da sie in Eile war. Hat mich das Ganze in meinen Tagesplänen zurückgeworfen? Nö – kein bisschen. Kann man also öfter mal machen.

Der dritte Tag mit einer guten Tat

Heute habe ich auf der Straße mal Müll aufgehoben, der nicht von mir war. Die Umwelt freut sich, aber vermutlich auch alle anderen, die hier an dem Tag entlanggegangen sind – denn saubere Straßen mögen ja eigentlich alle.

Der vierte Tag mit einer guten Tat

Manchen Menschen würden wir schon den Tag versüßen, wenn wir uns einfach mal wieder bei ihnen melden. Ich habe an meinen Onkel in Österreich gedacht: Ich weiß, dass er sich immer über einen Anruf freut. Aber öfter als dreimal im Jahr melde ich mich bei ihm eigentlich nie. Wie erwartet hat er sich sehr gefreut, mal wieder von mir zu hören. Ich habe mir vorgenommen, mich nun wieder regelmäßiger bei ihm zu melden.

Der fünfte Tag mit einer guten Tat

Es gibt viele Menschen, die durch ihre tägliche Arbeit meinen Alltag schöner machen – denen ich dafür aber eigentlich nie die angemessene Wertschätzung entgegenbringe. Zum Beispiel mein Stammpaketbote: Ich bin zwar immer nett zu ihm, aber heute habe ich ihm angeboten, dass er bei Bedarf immer gern bei mir auf die Toilette gehen kann oder was zu trinken bekommt. Er macht einen wirklich harten Job und ich kann mir vorstellen, wie schwer es sein muss, unter dem Zeitdruck, unter dem er arbeitet, seine Grundbedürfnisse zu stillen – vielleicht ist es ihm auch unangenehm zu fragen, wenn die Menschen das Paket angenommen haben und schon wieder die Tür schließen. Über mein Angebot hat er sich auf jeden Fall gefreut.

Der sechste Tag mit einer guten Tat

Quality Time: Das Wertvollste, das wir jemandem schenken können, ist unsere Zeit. Eine Phrase, aber sie stimmt – und wir unterschätzen ihre Wichtigkeit. Und da nicht nur Zeit zählt, sondern auch unsere Aufmerksamkeit anderen Menschen gegenüber, habe ich bei einer Verabredung mit meiner Freundin das Handy den ganzen Abend ganz bewusst in der Tasche gelassen und ihr meine volle Aufmerksamkeit geschenkt. Da wird einem erst mal bewusst, wie oft man doch eigentlich am Handy ist – was wirklich nicht sehr wertschätzend ist (vor allem wenn man nur zu zweit ist). Darauf sollte ich häufiger achten. Denn die Kommunikation ist somit plötzlich eine ganz andere.

Der siebte Tag mit einer guten Tat

Heute habe ich meine Oma besucht. Das mache ich öfter, aber wenn ich ehrlich bin, nehme ich es meistens als eher selbstverständlich hin, dass sie immer einen Kuchen vorbereitet. Diesmal habe ich ihr im Vorfeld gesagt, dass ich das diesmal übernehme und sie sich um nichts kümmern muss. Darüber hat sie sich auch sehr gefreut. Das hat mir gezeigt: Wir sollten mehr darauf achten, wer eigentlich immer nett zu uns ist, und das nicht als selbstverständlich erachten. Und uns entsprechend revanchieren.

Katrins Fazit

Jeden Tag eine gute Tat – das ist so einfach umsetzbar und sorgt direkt für bessere Laune. Und die Leute freuen sich in der Regel auch. Am Anfang kostet es etwas Überwindung, aber nach einer Weile geht es in Fleisch und Blut über und die positive Resonanz „pusht“ einen noch mal mehr. Auch ein kleines Kompliment oder Lob tut niemandem weh, im Gegenteil: Der betroffenen Person macht man mit so einer kleinen Sache in der Regel direkt eine große Freude. Vielleicht verschafft man ihr dadurch sogar ein „Highlight“ an einem schlechten Tag. Ich werde jetzt definitiv öfter darauf achten.

 

Katrin Nowak, Beraterin aus Bottrop

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Portrait: Stefan Tempes

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