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Selbstbewusstsein: Wo es herkommt und wie Sie es stärken können

Es gibt diese Menschen, die vor Selbstbewusstsein nur so strotzen. Kein Berg scheint ihnen zu hoch, kein Weg zu weit. Woher haben sie diesen unerschütterlichen Glauben an sich selbst und wieso haben andere viel weniger davon?

An sich zu glauben ist gesund

„Der hat aber ein gesundes Selbstvertrauen“ heißt es oft, wenn Menschen sichtbar an sich glauben. Wie richtig diese Redewendung ist, wissen vermutlich die wenigsten. Denn: Ein starkes Selbstwertgefühl ist tatsächlich gesund. Zahlreiche Studien belegen, dass Menschen mit einem guten Selbstwertgefühl allgemein gesünder sind, seltener straffällig werden, seltener unter Depressionen leiden und im Leben insgesamt erfolgreicher sind. Spannend, oder?

Was genau ist Selbstbewusst­sein?

Aber erst einmal der Reihe nach. Denn nun sind uns mit „Selbstbewusstsein“, „Selbst­vertrauen“ und „Selbstwertgefühl“ schon drei unterschiedliche Begriffe begegnet, die es zu unterscheiden gilt. Wie eng sie zusammenhängen, zeigt diese Formel: Selbst­vertrauen + Selbstwert = Selbstbewusstsein. Heißt also: Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl sind die beiden Elemente, die unser Selbstbewusstsein bilden. Doch was genau sind diese drei Superkräfte?

Die drei Superkräfte unseres Selbst

Selbstvertrauen: Menschen mit einem gut entwickelten Selbstvertrauen können ihre Eigenschaften akzeptieren – positive wie negative. Sie sind sich bewusst, wo ihre Stärken und Schwächen liegen, und können ihre Kompetenzen wie auch Grenzen gut einschätzen.  

Selbstwertgefühl: Damit ist der gefühlte Wert gemeint, den ein Mensch sich selbst zuschreibt. Wie wertvoll bin ich? Wie liebenswert? Wie viel Respekt und Beachtung verdiene ich? Wir ziehen unseren Selbstwert aus verschiedenen Bereichen wie zum Beispiel der Familie, dem Freundeskreis, persönlichen Leistungen wie dem Beruf oder auch dem Aussehen.

Menschen mit einem guten Selbstwertgefühl sind in der Lage, sich selbst so anzunehmen, wie sie sind. Wenn sie etwas an ihrer Persönlichkeit stört, werden sie aktiv und versuchen, es zu ändern. Der Glaube daran, dass sie das schaffen, entsteht wiederum aus dem Selbstvertrauen. Sind manche Dinge nicht zu ändern, können sie auch das akzeptieren, ohne im Hadern stecken zu bleiben. Der Ausdruck des Selbstwertgefühls gegenüber anderen wird vom Umfeld als Selbstbewusstsein wahrgenommen.

Seinen eigenen Wert fühlen

Das Selbstwertgefühl ist hier ein sehr tragendes Element. Es ist die Basis dafür, gesunde Beziehungen aufzubauen, Krisen zu meistern und für seine Bedürfnisse einzustehen – kurzum: die Basis für ein gesundes Leben. Dass sich dies nachweisen lässt, wurde bereits eingangs erwähnt. Menschen, die sich selbst einen hohen Selbstwert zuschreiben, sind körperlich und psychisch gesünder, erfolgreicher und geraten seltener mit dem Gesetz in Konflikt. Und obwohl sich das Selbstwertgefühl, das Selbstvertrauen und somit das Selbstbewusstsein ein Leben lang entwickeln, gibt es einen Lebensabschnitt, in dem die Basis dafür gelegt wird: in der Kindheit, besonders in den ersten drei Lebensjahren.

Selbstbewusstsein entsteht in der Kindheit

Der Einfluss der Eltern ist hier wahrlich fundamental. Als zumeist die ersten und wichtigsten Bindungspersonen nehmen Mutter und Vater maßgeblich Einfluss auf die Entwicklung unseres Selbstbewusstseins. In der Entwicklungspsychologie nimmt man hier gern das Bild eines Spiegels: Kinder lernen ihren Selbstwert durch den Spiegel ihrer Eltern. Spiegeln diese ihnen, dass sie es wert sind, geliebt, beschützt und respektiert zu werden, können Kinder ein gutes Selbstbewusstsein entwickeln. Ganz wichtig für ein stabiles Selbstbewusstsein ist auch, dass die Gefühle des Kindes wahr- und ernst genommen werden und auf sie reagiert wird. Förderlich ist außerdem, dass Eltern den Kindern die Möglichkeit geben, ihre eigene Selbstwirksamkeit zu erfahren. Dass sie also immer wieder merken, dass sie Einfluss auf die Welt haben und sie aktiv mitgestalten können.

Fehlendes Selbstbewusstsein kann krank machen

Mit diesen grundsätzlichen positiven Erfahrungen ausgestattet können wir ein gutes Bild von uns selbst, sprich: ein gutes Selbstbewusstsein aufbauen. Wir glauben an uns, trauen uns etwas zu, gehen zunächst einmal optimistisch an Herausforderungen heran und schaffen uns ein gesundes Umfeld. Machen wir im Gegenteil hier negative Erfahrungen – also fehlen Liebe, Respekt, Wertschätzung oder Selbstwirksam­keitserfahrungen –, kann sich dies langfristig in einem geringen Selbstbewusstsein niederschlagen. Das kann sich dann später in Selbstzweifeln, einer hohen Kränk­barkeit, einem starken Perfektionismus und sogar in psychischen Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen äußern.

Selbstbewusstsein lässt sich trainieren

Unser Selbstbewusstsein, also die Art und Weise, wie wir uns selbst, unsere Ressourcen und Fähigkeiten und unseren Selbstwert einschätzen, basiert auf Überzeugungen, die wir seit der Kindheit über uns selbst haben. Doch obwohl die Basis in der Kindheit gelegt wird, ist unser Selbstbewusstsein nicht in Stein gemeißelt. Auch heute noch nehmen Familie, Freunde, Kolleginnen, unsere Leistungen oder Miss­erfolge Einfluss auf unser Selbstbewusstsein – und auch wir selbst können das. Auch wenn wir an die Wurzeln nur noch schwer herankommen, können wir unserem Selbstbewusstsein im Erwachsenenalter noch einen spürbaren Push geben. Heißt: Selbstbewusstsein kann man trainieren!

5 Tipps, wie Sie Ihr Selbstbewusstsein stärken:

Achtsamkeitsübungen

Sich seiner selbst bewusst zu werden ist der Kern des Selbstbewusstseins. Zu lernen, sich anzunehmen und zu akzeptieren. Achtsamkeitsübungen helfen uns dabei. Damit trainieren wir, die Umwelt und uns selbst ohne Wertung wahr- und anzunehmen. Eine Übung wäre beispielsweise: Wenn wir mit einer Eigenschaft von uns hadern, stellen wir uns vor den Spiegel und sagen uns: „Ich habe diese Eigenschaft. Ich als Person bin aber mehr als nur diese Eigenschaft.“ Und damit es sitzt, sagen wir uns das am bestens mehrmals.

Selbstfürsorge

Wenn wir in unserer Kindheit nicht ausreichend Wertschätzung und Fürsorge erfahren haben, können wir sie uns heute selbst geben – wir können also fürsorglich zu uns selbst sein. Beispielsweise so:

  • Ich plane mir regelmäßige Pausen ein.
  • Ich sorge für ausreichend Schlaf.
  • Ich trinke genügend Wasser, esse gesund und gönne mir schmackhafte Gerichte.
  • Ich nehme mir regelmäßig Zeit für Bewegung und Entspannung.
  • Ich trage bewusst schöne oder gemütliche Kleidung, je nach Stimmungslage.
Lächeln

Zugegeben, es ist zuerst einmal gewöhnungsbedürftig. Aber wir sollten öfter mal bewusst lächeln – ohne Anlass oder ein Gegenüber. Denn Lächeln ist gut für die Seele. Wenn wir lächeln, produziert unser Gehirn Glückshormone, die wiederum dafür sorgen, dass wir uns besser fühlen. Wenn wir sie vor einem Spiegel machen, ist diese Übung noch effektiver.

Fairer Blick

Suchen Sie sich einen Freund oder Freundin aus und überlegen Sie sich dann zwei positive Eigenschaften, die dieser Freund oder diese Freundin hat. Dann versuchen Sie, auch für sich selbst zwei positive Eigenschaften zu finden.

Sich selbst ein Freund sein

Freundlich und gütig zu sein fällt uns bei anderen viel leichter als bei uns selbst – und genau deshalb sollten wir das trainieren. Wenn unser innerer Kritiker sich meldet, sollten wir uns selbst auch immer wohlwollend gegenübertreten und uns aufmuntern und ermutigen. Üben lässt sich das durch folgendes Ritual: Nehmen Sie sich vor dem Einschlafen immer ein paar Minuten Zeit, um den Tag noch einmal Revue passieren zu lassen. Wie war mein Tag heute? Was war mein Highlight? Was lief gut? Was war nicht so gut? War es ein schwerer Tag? Sagen Sie sich, dass Sie ihn trotz der Hürden gut gemeistert haben.

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