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Zoom-Fatigue: So entgehen Sie der Online-Erschöpfung

Kopfschmerzen, Ungeduld, Müdigkeit: Das ständige Arbeiten mit Videomeetings hinterlässt Spuren. Denn die virtuelle Begegnung hat spezielle Stressoren, die uns in die Erschöpfung treiben. Doch mit ein paar einfachen Tricks können Sie eine „Zoom-Fatigue“ verhindern.

Seit Beginn der Pandemie stehen Videokonferenzen auf der Tagesordnung. Wo man sich früher in Meetingräumen zusammengesetzt hat, trifft man sich heute im virtuellen Raum. Das ist praktisch, ökologisch und vor allen Dingen coronakonform. Doch das verstärkte virtuelle Arbeiten hat auch eine negative Seite: Es zehrt aus. „Zoom-Fatigue“ nennen Experten das Phänomen, eine Wortschöpfung aus der populären Meetingsoftware und dem französischen Begriff für Müdigkeit. Neben zunehmender Erschöpfung zeigt sich Zoom-Fatigue durch eine erhöhte Reizbarkeit und Ungeduld, müde Augen, Konzentrationsstörungen sowie Kopf- und Rückenschmerzen.

Schuld sind spezifische Stressfaktoren, denen wir in Videokonferenzen ausgesetzt sind:

Bewegungseinschränkung

Durch den reduzierten Fokus sind wir in unserer Bewegungsfreiheit eingeschränkt. Wir verharren manchmal für Stunden in einer Position, um für die anderen sichtbar zu bleiben. Das strengt an und führt zu Bewegungsmangel und Verspannungen.

Verstärkte Selbstaufmerksamkeit

Wir empfinden es nicht nur als anstrengend, in Videokonferenzen permanent gesehen zu werden – wir sehen uns ständig auch selbst. In der Psychologie spricht man hier von einer „multiplen Selbstbespiegelung“, die Stress auslösen kann. Es gibt keinen optischen Rückzugsraum und man empfindet einen erhöhten Druck, optisch und verbal zu überzeugen. Frauen empfinden diesen Stress laut einer Studie übrigens deutlich stärker als Männer.

Rätselhaftes Gegenüber

Körpersprache und echter Augenkontakt sind ein wesentlicher Bestandteil von Kommunikation und helfen uns, eine Situation oder Atmosphäre besser einzuschätzen. Da die Körpersprache jedoch bei Online-Meetings reduziert ist und Augen und Mimik des Gegenübers zudem noch schwerer zu erkennen sind, müssen wir mehr Kraft in die Interpretationsleistung stecken. Eine Mehrarbeit für das Gehirn, die müde macht.

Kaum Smalltalk

Ein kurzer Smalltalk zwischendurch sorgt nicht nur für Entspannung, sondern schafft auch Nähe zwischen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Beides fällt bei Videomeetings jedoch weitestgehend weg.

Blick in die Privatsphäre

Videomeetings finden häufig im Homeoffice statt. Da sind Einblicke in den privaten Raum quasi vorprogrammiert. Vielleicht ist es das unaufgeräumte Sofa, der leere Pizzakarton im Hintergrund oder die kleine Tochter, die unerwünscht in den virtuellen Fokus gerät. Je nach individuellem Bedürfnis, können „Fremde im eigenen Wohnzimmer“ Stress bedeuten.

Multitasking

Gerade ausgedehnte Videomeetings können dazu verleiten, nebenbei noch anderweitig produktiv zu werden. Ein Grund kann Langeweile sein, aber auch die Tatsache, dass es einfach anstrengend ist, sich über einen längeren Zeitraum auf mehrere Menschen gleichzeitig zu konzentrieren. Als Ausweichtaktik bearbeiten wir gern parallel zum Meeting E-Mails – eine Multitasking-Leistung, die langfristig auslaugt. 

Technische Probleme

Und nicht zuletzt sind wir regelmäßig damit beschäftigt, die Technik in den Griff zu kriegen: Schlechtes Netz, der Ausfall von Bild, Ton oder beides, das Kabel, das sich ständig löst – bei technischen Schwierigkeiten ist Self-Management angesagt. Das strengt an. Und ein ständig eingefrorenes Bild ist für alle Meetingteilnehmer und -teilnehmerinnen ermüdend.

So bleiben Sie gesund und fit

Das Gute: Man ist der Fatigue-Falle nicht hilflos ausgeliefert. Um einem Erschöpfungszustand vorzubeugen, reichen schon ein paar Maßnahmen, die einfach und schnell umzusetzen sind und den Stress reduzieren.

Meeting-Anzahlbeschränken

Überlegen Sie sich im Vorfeld, wie wichtig Ihre Teilnahme an einem Meeting wirklich ist. Denn es ist ganz simpel: Weniger Meetings bedeuten weniger Stress. Und auch die anderen profitieren durch einen kleineren Kreis.

Meetingzeit minimieren

Virtuelle Konferenzen sind ermüdender als physische. Deshalb sollten Online-Meetings möglichst kurzgehalten werden. Eine gute Vorbereitung und eine klare Agenda helfen, ein Meeting effizient zu gestalten.

Pausen machen

Ist ein langes Meeting nicht zu vermeiden, sollten Pausen eingeplant werden. Und dann nicht sofort zum Handy greifen und Privates erledigen, sondern: bewegen, und das am besten draußen. Denn natürliches Licht hilft, Stress abzubauen. Ist dies zeitbedingt nicht möglich, haben auch ein paar Lockerungsübungen im Wohnzimmer schon einen spürbaren Effekt.  Sie bringen den Kreislauf in Schwung, beugen Verspannungen und Rückenschmerzen vor und machen den Kopf frei. Hier finden Sie ein paar Inspirationen, um Ihre Pause aktiv zu gestalten:

Video: Mobility- und Stretching-Abläufe für eine aktive Pause

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Optik reduzieren

Wie nötig ist die Kamera? Wenn die Aufwärmphase vorbei und Ihre optische Anwesenheit nicht mehr nötig ist, schalten Sie die Kamera doch ab. Oftmals reicht auch die Tonspur, um Inhalte zu besprechen. Oder Sie schalten wenigstens die Selbstansicht aus. Dann sehen Sie immer noch die anderen, aber nicht permanent sich selbst. Außerdem ist es möglich, den Vollbildmodus und somit auch den visuellen Input zu reduzieren. So haben Sie die Möglichkeit, sich ohne Ablenkung auf das Wesentliche, beispielsweise eine Präsentation zu konzentrieren. 

Auf die Ernährung achten

Gerade ein Meeting-Marathon verleitet dazu, mal eben auf die Schnelle etwas zu essen. Das fällt dann oft nicht nur hektisch, sondern auch ungesund aus. Hier hilft eine gute Vorbereitung: Bereiten Sie sich am Wochenende oder am Vorabend eine leckere und gesunde Mahlzeit zu, die Ihnen am Meetingtag Kraft gibt. Und ganz wichtig: Nicht vor dem Bildschirm essen. Nehmen Sie die Mahlzeit bewusst zu sich, schmecken Sie und kauen Sie möglichst langsam. So kann Ihr Körper die Nahrung besser verdauen und Sie fallen nicht ins Suppenkoma.  Wir zeigen Ihnen, wie Sie mit dem Meal Prep-Trick gesunde Mahlzeiten ohne viel Aufwand gleich für mehrere Tage vorbereiten können

Augentraining

Für die Augen ist Bildschirmarbeit naturgemäß anstrengend. Durch die Vielzahl an optischen Eindrücken beanspruchen Online-Meetings sie noch mehr. Außerdem blinzeln wir weniger, weil das konzentrierte Schauen den Lidschlagreflex reduziert. Das Ergebnis: trockene Augen. Gönnen Sie Ihren Augen deshalb eine aktive Pause, und das gleich mehrmals täglich. Schauen Sie beispielsweise einfach aus dem Fenster und richten Sie Ihren Blick in die Weite. Das verhindert, dass sich die Muskeln verkrampfen und Sie einen Tunnelblick bekommen, also alles ausblenden, was außerhalb des Bildschirms ist. Und versuchen Sie, bewusst zu blinzeln und immer mal wieder Ihre Lider zu bewegen, um Augentrockenheit vorzubeugen. Mehr Übungen für müde und gestresste Augen finden Sie übrigens hier.

Homeoffice gesund gestalten

Nicht nur der gesunde Umgang mit Videomeetings, sondern mit dem Homeoffice generell ist für viele von uns etwas Neues. Denn mit der Pandemie ist das Zuhause für viele Menschen zum neuen Arbeitsraum geworden. Um sich dort einzurichten, braucht es ein paar neue Leitlinien.

Bildnachweis

Artikeleinstieg: nensuria (istockphoto.com)

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