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Während du schliefst

Etwa ein Drittel unseres Lebens verbringen wir schlafend. Und das ist auch gut so, denn die Zeit wird von unserem Körper aktiv genutzt. Denn Schlaf dient nicht nur einem einzigen Zweck.

Ein Nacht drüber schlafen

Gedächtnisforscher Daniel Schacter hat die These, dass unser Gedächtnis die Aufgabe hat, Erfahrungen so auszuwerten, dass wir sie sinnvoll für unser Verhalten in der Zukunft nutzen können. Wenn wir vor einer Entscheidung erst einmal „eine Nacht drüber schlafen“ wollen, geht es uns nicht darum, uns besser daran zu erinnern. Wir wollen, dass unser Gehirn im Schlaf Informationen verarbeitet, Möglichkeiten abwägt und die beste Lösung findet. Und genau das tut es.

Nachtspeicher

Vor allem in der Tiefschlafphase werden Informationen vom Kurz- ins Langzeitgedächtnis überführt, Wichtiges von Unwichtigem getrennt. Denn im Schlaf werden relevante Inhalte erst stabilisiert und verankert. Deswegen ist es immer sinnvoll, sich den Lernstoff von Prüfungen nachts noch mal „durch den Kopf gehen zu lassen“.

Schlaflos

Schon ein, zwei Tage mit zu wenig Schlaf bringen das Immunsystem und das Hormonsystem durcheinander. Auch die Leistungsfähigkeit verringert sich.

Ordnung schaffen

In der Nacht räumt das Gehirn auf: Es analysiert und integriert die Erfahrungen des Tages. So kommt es, dass wir Zusammenhänge erkennen, die wir zuvor nicht gesehen haben.

Weggeträumt

Zum – biologischen – Sinn von Träumen gibt es viele Theorien. Die meisten wissenschaftlichen Studien gehen von einer problemlösenden Funktion aus. Häufig werden in Träumen alte und neue Erfahrungen emotional miteinander verbunden – das kann uns auf kommende Herausforderungen vorbereiten. Übrigens: Die meisten Trauminhalte sind alltäglich, spielen im gewohnten Umfeld, und der Träumende hat es mit zwei bis vier Personen zu tun. Sexuelle Träume kommen eher selten vor: bei Männern in 2 Prozent, bei Frauen in einem halben Prozent ihrer Träume.

Nachts in der Werkstatt

Ein US-Forschungsteam hat untersucht, warum wir regelmäßig schlafen müssen. Dafür wertete es über 60 medizinische Studien aus. Eines der Ergebnisse: Während Schlaf in der frühen Kindheit vor allem dazu dient, Synapsen im Hirn zu bilden und zu stärken, steht später im Leben die Reparatur des Gehirns im Vordergrund.

Ausgeschlafene Abwehr

Unser Immunsystem hat ein „Langzeitgedächtnis“, das Schlaf braucht. Ein Forschungsteam an der Universität Pittsburgh konnte feststellen, dass Schlafmangel dem Immunsystem schadet. Eine deutsche Forschergruppe fand weitere Anhaltspunkte dafür, dass sich im Tiefschlaf das sogenannte Immungedächtnis bildet. Nach der Auswertung von rund 120 Studien kam sie zu dem Schluss, dass die Schlafdauer nach einer Impfung Einfluss auf deren Erfolg hat. Also: Piks abholen und ab ins Bett.

Nachts, wenn die Hormone kommen 

Unser Schlaf wird von zwei Gegenspielern bestimmt: Melatonin und Cortisol. Melatonin steuert unseren Tag-Nacht-Rhythmus und wird vermehrt gebildet, wenn es dunkel wird – so werden wir von dem Hormon in den Schlaf befördert. Das Stresshormon Cortisol hält uns tagsüber wach und aufmerksam –
zwischen 2 und 3 Uhr morgens erreicht der Cortisolspiegel seinen Tiefpunkt.

Nächtliche Müllabfuhr

Im Gehirn gibt es ein Kanalnetz, das mit Flüssigkeit gefüllt ist. Es transportiert aussortierte Proteine und andere potenziell gefährliche Abfallprodukte ab. Diesen zellulären Müll entsorgt dieses Drainagesystem vor allem im Schlaf.

Bildnachweis

Artikeleinstieg: eclipse_images (istockphoto.com)
im Artikel: tolgart (istockphoto.com)

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