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Traumhaftes Workout: Schlank im Schlaf?

Es klingt zu schön, um wahr zu sein: Abnehmen im Schlaf. Kann das funktionieren? Die Wissenschaft findet zumindest immer mehr Zusammenhänge zwischen ungesundem Körperwicht und schädlichem Schlafverhalten. Und das gilt nicht nur für Erwachsene, sondern auch für Kinder.

Wenig Schlaf, mehr Kilos

Es ist eine einfache Rechnung, die Dr. Gregory Potter und sein Forschungsteam von der Universität Leeds nach einer aktuellen Studie aufmachen: Je weniger Schlaf, desto höher der Body-Mass-Index (BMI) und desto größer der Taillenumfang. Ausgangsfragen für die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen waren: Gibt es einen nachweisbaren Zusammenhang zwischen Schlafdauer, Stoffwechselgesundheit und Übergewicht? Und hängen Schlafdauer und Ernährungsgewohnheiten zusammen? Ihre Erkenntnisse sind erstaunlich eindeutig:

Eine Stunde Schlaf weniger war im Schnitt mit fast einem halben Kilo Körpergewicht und circa einem Zentimeter mehr Taillenumfang verbunden.

Festgestellt wurde das anhand von 1615 britischen Bürgern im Alter zwischen 19 und 65 Jahren. Diese wurden gebeten, vier Tage lang aufzuschreiben, wie viel sie schliefen - daraus wurde die durchschnittliche Schlafdauer unter Beachtung anderer Schlafzeiten am Wochenende berechnet. Zudem führten die Probanden detailgenaue Ernährungstagebücher. Die Wissenschaftler gingen davon aus, dass diese vier Tage den normalen Schlaf- und Ernährungsgewohnheiten der Teilnehmenden entsprachen. Das Forschungsteam maß den Tailenumfang der Studienteilnehmer, protokollierte ihr Gewicht sowie ihren Blutdruck und prüfte die Blutwerte. Die Wissenschaftler stellten immense Unterschiede zwischen den Lang- und Kurzschläfern fest.
Überraschend für das Forschungsteam: Die „Kurzschläfer“ zeigten im Vergleich keine ungesünderen Ernährungsgewohnheiten – dennoch waren ihre Blutwerte im Vergleich zu denen der „Langschläfer“, die im Schnitt mehr als sieben Stunden schliefen, wesentlich schlechter. Diejenigen, die sich mehr Nachtruhe gönnen konnten, hatten ein wesentlich gesünderes Stoffwechselprofil.

These: Schlafmangel kann Stoffwechsel stören

Die Forschenden haben verschiedene Thesen, warum das so ist. Sie vermuten unter anderem, dass chronischer Schlafmangel, im Schnitt weniger als sechs Stunden pro Nacht, den Fettstoff- und Glukosestoffwechsel des Körpers stört. Und sie fanden heraus, dass sich der Ruheumsatz – die Energie, die der Körper im ruhenden Zustand verbraucht – bei Menschen mit wenig Schlaf reduziert hat.

Nachts, wenn der Kühlschrank ruft

Und wie reagiert unser Körper, wenn wir nachts gar nicht schlafen? Also die Nacht zum Tag machen? Viele Menschen kennen das, dass sie nach einer durchgemachten Nacht Heißhunger auf ungesundes Essen haben. Bis vor kurzem ging die Wissenschaft davon aus, dass der Schlafmangel den Hormonhaushalt durcheinanderbringt – und uns hungrig auf Ungesundes werden lässt. Ein Wissenschaftsteam der Universität Köln ist jedoch zu einem leicht anderen Ergebnis gekommen: Anhand von 32 gesunden, schlanken Menschen stellte es fest, dass diese nach einer durchwachten Nacht bereit waren, wesentlich mehr Geld für ungesunde Lebensmittel zu bezahlen als nach einer mit genug Schlaf. Der Schlafverlust hatte für die Probanden den subjektiven Wert der Lebensmittel und letztendlich ihren Heißhunger auf die kalorienreichen Snacks erhöht. Und: Der Schlafentzug hatte im Gehirn ein mit dem Essen verbundenes, neuronales Belohnungssystem aktiviert. Der "Müdigkeitsappetit" auf Ungesundes entsteht also im Gehirn, nicht im Hormonhaushalt.

Schlaf beeinflusst Gewicht und Größe bei Kindern

Auch bei Babys und Kleinkinder haben Wissenschaftler festgestellt, dass wenig Schlaf Einfluss auf das Gewicht hat. Und sogar das Wachstum beeinflussen kann. International scheinen die Forscher sich einig zu sein: Fehlende Schlafroutinen und eine – gemessen an der Empfehlung für die Altersgruppe – zu kurze Schlafdauer führen dazu, dass aus den übernächtigten Babys und Kleinkindern häufiger übergewichtige Teenager werden. Zudem waren die schlecht schlafenden Kinder im Durchschnitt kleiner, was wohl hauptsächlich daran liegt, dass es ein spezifisches Wachstums­hormon gibt, das fast nur im Schlaf ausgeschüttet wird. 

Der Rat der Forscher: Eltern sollten ihren Kindern feste Zubettgeh- und Aufstehzeiten vorgeben, abhängig von den Uhrzeiten, wann die Kinder für den Kindergarten oder die Schule aufstehen müssen. Der Zeitpunkt, wann Kinder ins Bett gehen, sollte so gewählt werden, dass sie genug Puffer haben, um genug Schlaf zu bekommen, selbst wenn sie nicht direkt einschlafen.

Wie viel Schlaf ist altersgerecht? 

Dazu informiert die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) unter www.kindergesundheit-info.de/themen/schlafen und Ihr Audi BKK Magazin im Artikel "IQ und Schlaf: Schlauer über Nacht"

Bildnachweis

Artikeleinstieg: Prostock-Studio (istockphoto.com)
Im Artikel: LightFieldStudios (istockphoto.com), Adene Sanchez (istockphoto.com)

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