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Was ist Cybermobbing?

Immer wieder taucht der Begriff Cybermobbing in den Medien auf. Oft, aber nicht nur, sind Jugendliche betroffen. Was passiert bei Cybermobbing? Wer ist beteiligt? Wichtige Daten und Fakten.

Generell kann Cybermobbing jeden Menschen treffen, der im Netz unterwegs ist. Unter Jugendlichen ist Cybermobbing jedoch eine weit verbreitete Form des Mobbings:

  • 19 % … der Schüler und Schülerinnen ab 12 Jahren haben schon einmal erlebt, dass falsche oder beleidigende Infos über sie digital verbreitet wurden (JIM-Studie 2018).
  • 34 % … der Schüler und Schülerinnen haben im Bekanntenkreis mitbekommen, dass jemand per Smartphone oder online niedergemacht wurde.
  • 11 % … haben selbst erlebt, dass von ihnen peinliche oder beleidigende Fotos oder Videos verbreitet wurden.

Was ist Cybermobbing?

Die sachliche Definitionlautet: Cybermobbing sind alle Formen von Schikane, Verunglimpfung, Betrug, Verrat und Ausgrenzung mithilfe von Informations- und Kommunikationstechnologien (wie Smartphone, Tablet, im Netz in den sozialen Medien), bei denen sich das Opfer hilflos oder ausgeliefert und emotional belastet fühlt.

Was das im Detail bedeutet:

  • Cybermobbing verletzt Gefühle.
    Opfer werden belästigt, gedemütigt, beleidigt und sogar bedroht. Sie leiden unter diesen Angriffen sehr: Sie fühlen sich hilflos und ausgeliefert. Nicht selten werden sie körperlich krank, leiden unter Bauchschmerzen, Kopfschmerzen und Schlafstörungen.
  • Cybermobbing ist anonym.
    Im Netz liefern automatische Systeme die Bosheiten aus. Man kann sich hinter seinem Handy verstecken und fühlt sich als Täter oder Täterin sicher. Deshalb sinken Hemmschwellen. Dabei lässt sich die Identität von Mobbern beziehungsweise Mobberinnen durchaus ermitteln.
  • Cybermobbing ist effektiv.
    Das Internet ist wie ein Turbolader der Informationsverbreitung. Foren, soziale Netzwerke, Video-Portale, Messenger-Apps und massenhaft versandte E-Mails erreichen extrem viele Menschen in kürzester Zeit.
  • Cybermobbing macht keine Pause.
    Eine gehässige Webseite ist rund um die Uhr erreichbar, in sozialen Netzwerken und in Chats ist immer jemand aktiv. Opfer können sich dem Druck nicht mehr entziehen. Selbst wenn sie offline gehen, sehen andere weiterhin die Beleidigungen. Und manchmal setzt sich das Mobbing in der realen Welt fort, zum Beispiel auf dem Schulhof.

Wer beim Cybermobbing beteiligt ist

Das Opfer

Wer wird ein Opfer von Cybermobbing? Generell kann es jeden und jede treffen. Mal ist es das Aussehen, das anderen vielleicht missfällt, ein bestimmter Kleidungsstil oder der Erfolg in der Schule. Manchmal fällt es Opfern schwer einzuschätzen, ob etwas schon Cybermobbing ist. Aber sobald Gefühle verletzt werden, öffentlich lächerlich gemacht oder angegriffen wird, ist es Cybermobbing. Viele Opfer reagieren zunächst wütend und verunsichert. Langfristig machen die Angriffe krank: Betroffene kommen sich klein vor, sind traurig und ängstlich. Auch der Körper reagiert: Viele leiden unter Kopf- und Bauchschmerzen, sind schlaflos. Einige trauen sich aus Angst nicht mehr in die Schule.

Der Täter oder die Täterin

Warum macht man Cybermobbing? Die Gründe sind verschieden. Manchmal geschieht es aus Langeweile oder weil man sich einen Spaß erlauben möchte. Vielen Tätern oder Täterinnen ist gar nicht klar, was Cybermobbing mit den Betroffenen macht. Schnell ist ein gemeiner Kommentar geschrieben oder das verletzende Bild gepostet und die direkte Reaktion ihrer Opfer auf die Bosheiten wird ja nicht sichtbar. Das am anderen Ende ein Mensch sitzt, der real leidet, verdrängen viele Täter und Täterinnen. Auch der Gedanke, dass andere die vermeintlich witzigen Aktionen gut finden, bestärkt. Wer Schwächere kleinmacht, fühlt sich vielleicht für eine Weile stark und beliebt. Manchmal waren diejenigen, die jetzt cybermobben, früher selbst Mobbing-Opfer.

Die Zuschauer oder Bystander

Bei Cybermobbing gibt es unbeteiligte Zuschauer – man nennt sie „Bystander“. Sie verfolgen im Netz oder in Chat-Gruppen, was geschieht. Viele Bystander glauben, dass sie kaum Einfluss auf Täter oder Täterinnen haben und ignorieren die Vorfälle. Sie sind unsicher oder haben Angst, selbst zur Zielscheibe zu werden. Täter und Täterinnen deuten dieses Verhalten oft als Zustimmung.

Bystander können viel bewirken

Die Bystander spielen für den Verlauf von Cybermobbing jedoch eine sehr wichtige Rolle. Zum Beispiel, wenn sie aktiv in das Geschehen eingreifen: Sie verstärken den Konflikt, zum Beispiel durch Kommentieren, Teilen und Liken von Beiträgen.

Oder sie werden Teil der Lösung, indem sie helfen, das Mobbing zu beenden. Das haben sie tatsächlich mit in der Hand. Sie können zum Beispiel unpassende Beiträge selbst löschen oder dem Anbieter melden. Möglich ist auch, dass sie Täter oder Täterinnen ansprechen und sie auffordern aufzuhören. Oder sie können mit ihren Eltern oder dem Vertrauenslehrer sprechen, wie sie bei Cybermobbing helfen können.

Was sagt das Gesetz zu Cybermobbing?

Es gibt in Deutschland kein Gesetz gegen Cybermobbing. Man kann es also als solches nicht anzeigen. Aber: Die vorhandenen Gesetze gelten auch im Netz. Denn Beleidigen, Bedrohen und den Ruf schädigen ist per Handy und im Netz genauso strafbar wie im realen Leben.

Cybermobbing stoppen

Am allerwichtigsten ist: darüber zu sprechen! Wer Cybermobbing selbst erlebt oder wem digitale Hetze auffällt, sollte sich unbedingt Hilfe und Unterstützung suchen. Mit Eltern sprechen, Lehrern und Lehrerinnen oder auch Experten an kostenlosen, anonymen Hotlines, die wissen, welche Schritte als nächstes sinnvoll sind. Wichtig ist: Niemand muss Cybermobbing aushalten oder allein durchstehen.

Bildnachweis

Artikeleinstieg: Ole Schwander (istockphoto.com)

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