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Hilfe gegen Cybermobbing – wie Schüler und Schülerinnen sich wehren können

Cybermobbing ist Alltag an vielen Schulen und viele Jugendliche sind damit schon in Berührung gekommen. Doch wie können Schülerinnen und Schüler sich gegen Cybermobbing wehren?

Cybermobbing hat viele Gesichter. Die miese, oft anonyme Hetze und Beleidigung im Netz, in sozialen Medien und WhatsApp-Gruppen ist für Betroffene eine wahre Tortur. Denn sie findet vor aller Augen statt, rund um die Uhr, weil das Netz einfach immer on ist. Viele Betroffene leiden sehr darunter und werden krank, seelisch wie körperlich: Sie haben Ängste, Schlafstörungen, Magen- oder Kopfschmerzen, ziehen sich sozial zurück, sind verzweifelt und fühlen sich massiv unter Druck.

Formen von Cybermobbing

Flaming

Betroffene werden per Chat oder WhatsApp beschimpft.

Happy Slapping

Täter greifen körperlich an, drehen einen Clip davon und veröffentlichen die Aufnahmen anschließend im Netz oder versenden sie per Smartphone.

Exclusion

Betroffene werden aus bestimmten Kommunikationskanälen ausgeschlossen.

Harassment/Belästigung

Andauernde Beleidigungen, oft über persönliche Kanäle wie das Handy.

Identitätsraub

Im Namen des Opfers schreibt ein Cybermobber oder eine Cybermobberin Liebes- oder Hass-Mails, äußert vermeintliche politische Ansichten oder angebliche sexuelle Vorlieben, stellt peinliche Fotos ins Netz.

Outing/Trickery

Beim Outing werden persönliche Kommentare, Fotos oder Videos veröffentlicht. Beim Trickery versuchen Täter oder Täterinnen, private Aussagen zu entlocken. Sie geben dabei einen falschen Empfängerkreis an.

Verleumdung

Die Cybermobber verbreiten falsche, beleidigende Aussagen, um ihre Opfer in ein schlechtes Licht zu rücken.

Cyberthreats

Jemand droht körperliche Gewalt an.

Was sind die Gründe für Cybermobbing?

Was treibt Kinder und Jugendliche dazu, andere zu mobben? Was steckt dahinter? Die Ursachen sind vielfältig: Schon ein einfacher Streit in der Klasse kann der Auslöser sein. Vielleicht hat sich die Klassengemeinschaft verändert, weil neue Schüler oder Schülerinnen dazugekommen sind. Es können aber auch Konflikte zwischen verschiedenen Kulturen oder Nationalitäten sein. Der Streit, der in der Schule entbrannt ist, wird nicht beigelegt, sondern nach Schulschluss in den digitalen Kanälen fortgeführt. Andere schauen zu, mischen sich ein, machen mit – und heizen die Stimmung weiter an.

Oder aus ehemaligen besten Freunden werden erbitterte Feinde. Hass- und Rachegefühle suchen sich dann ihre Kanäle und persönliche Informationen landen in der Öffentlichkeit.

Mitunter ist es auch nur Langeweile, die zum Cybermobbing führt – ohne böse Absicht. Jemand schickt zum Beispiel ein „witziges“ Bild von jemandem und freut sich über die vielen Likes – was ist so falsch daran? Für Betroffene ist das aber alles andere als lustig. Nicht selten führt das dann dazu, dass ehemalige Mobbingopfer selbst zum Täter oder zur Täterin werden. Wer selbst Mobbing erlebt hat, möchte sich nie wieder so ausgeliefert fühlen. Dann lieber selbst in die Offensive gehen, sich rächen oder endlich mal stark fühlen und von allen beachtet werden.

Was Cybermobbing bei Opfern bewirkt

Cybermobbing hinterlässt also tiefe Spuren bei den Opfern. Die ständige Hetze, oft über Wochen, zermürbt sie. Viele Opfer schämen sich vor ihren Freunden und haben Sorge, falls sie sich in der Familie anvertrauen, dass ihre Eltern sie nicht verstehen. Opfer trauen sich nicht, darüber offen zu sprechen und suchen sich keine Hilfe. Sie hoffen im Stillen, dass es von selbst aufhört, ziehen sich immer weiter zurück und werden einsam.

Aber Wut, Hilflosigkeit und Frust verschwinden nicht einfach. Im Gegenteil, jetzt kommen auch noch Schulsorgen dazu, denn Betroffene können sich aus lauter Angst schlecht in der Schule konzentrieren. Sie fehlen oft, weil sie neue Hetze fürchten, und mit der Zeit verschlechtern sich ihre Noten. Die Ängste wachsen – und manchmal mischen sich darunter sogar Selbstmordgedanken.

Was macht Cybermobbing mit Zuschauern?

Wenn es in einer Klasse Cybermobbing gibt, sind alle betroffen – nicht nur die direkten Opfer. Einige Schülerinnen und Schüler machen mit, viele aber schweigen und unternehmen nichts – aus Angst, selbst zur Zielscheibe zu werden. Das kann so weit gehen, dass sich das Klima in der Klassengemeinschaft ändert. Es gibt zum Beispiel weniger offene Gespräche, es entsteht eine Atmosphäre der Angst und des Misstrauens. Vertrauensvolles Miteinander? Fehlanzeige.

Wie wirkt Cybermobbing auf die Mobber selbst?

Die Mobber und Mobberinnen haben nicht selten selbst Probleme. Sie sind zum Beispiel sehr unsicher und wollen mit Cybermobbing davon ablenken. Andere Cybermobber beziehungsweise -mobberinnen finden ihre Aktionen gut und fühlen sich stark und mächtig dabei, weil sie für ihr Verhalten belohnt werden: mit viel Interesse, Likes, Bewunderung. Das verleitet dazu weiterzumachen. Null Aufwand für 100 Prozent Aufmerksamkeit. Das bringt den Kick.

Cybermobbing: Sie haben es getan

Video: Ich war's. Mobber berichten

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Fünf prominente YouTuber berichten vor der Kamera für die Kampagne #ichwars von ihren persönlichen Erfahrungen zum Thema Mobbing.

Test zur Selbst­einschätzung

Mit diesem Test können Jugendliche mehr über sich und ihre Haltung zu Cybermobbing herausfinden. Die Fragen sollten dabei so ehrlich wie möglich beantwortet werden.

Rechte gegen Cybermobbing

Cybermobbing ist keine Kleinigkeit, sondern kann durchaus bei der Polizei angezeigt werden – und in besonders schweren Fällen schaltet sich auch die Staatsanwaltschaft ein. Je nachdem, wie alt die Cybermobber sind, greifen die Gesetze des Jugendrechts oder Strafrechts. Das heißt, Cybermobber erwarten zum Beispiel Geldstrafen, Sozialstunden oder sogar Freiheitsstrafen.

Cybermobbing kann gegen diese Gesetze verstoßen bzw. diese Straftatbestände erfüllen:

  • Verletzung des Rechts am eigenen Bild (§ 33 Kunsturhebergesetz)
  • Verletzung der Vertraulichkeit des Wortes (§ 201 Strafgesetzbuch)
  • Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereiches durch Bildaufnahmen (§ 201a Strafgesetzbuch)
  • Üble Nachrede (§ 186 Strafgesetzbuch)
  • Beleidigung (§ 185 Strafgesetzbuch)
  • Bedrohung (§ 241 Strafgesetzbuch)
  • Nötigung (§ 240 Strafgesetzbuch)
  • Gewaltdarstellung (§ 131 Strafgesetzbuch)
  • Verleumdung (§ 187 Strafgesetzbuch)
  • Nachstellung (§ 238 Strafgesetzbuch)

Persönlicher Notfallplan bei Cybermobbing

Der Schock sitzt tief, wenn man selbst zur Zielscheibe wird. Was kann man jetzt tun? Welche Schritte sind sinnvoll? Wohin kann man sich wenden? Fünf Tipps, die erst mal weiterhelfen.

  1. Niemand ist selbst schuld, wenn er oder sie gemobbt wird! Wichtig ist, sich jemandem anzuvertrauen und darüber zu reden. Neben den Eltern können das auch Lehrer sein.
  2. Das Mobbing dem Anbieter des sozialen Netzwerks melden, damit dieser den Account des Mobbers beziehungsweise der Mobberin sperren kann.
  3. Nicht auf die Beleidigungen reagieren. Dafür den Mobber oder die Mobberin auf eine „Ignorieren“-Liste setzen. Zusätzlich am besten die Mobilnummer, den Nickname und den Mailaccount ändern.
  4. Bilder und Videos, die ohne Erlaubnis veröffentlicht werden, sollten gelöscht werden. Das kann der Netzwerkbetreiber tun. Damit keine weiteren unerwünschten Fotos oder Videos ins Netz geladen werden, kann über einen Anwalt eine Unterlassungs-verpflichtungserklärung gegen den Cybermobber erwirkt werden.
  5. Anzeige bei der Polizei erstatten. Für eine Anzeige ist die Dokumentation des Mobbings wichtig. Dafür nach Möglichkeit festhalten, wer zu welcher Zeit das Foto, Video, die Beleidigung, Nötigung oder Bedrohung öffentlich gemacht oder auch geteilt hat. Screenshots erstellen und Chat-Verläufe von Messenger-Diensten abspeichern.
Video: Schülerberichte über Cybermobbing

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Wie Cybermobbing im Schulalltag aussieht und wie es sich anfühlt, schildert eine betroffene Schülerin im Video genauer.

Persönlicher Notfallplan bei Cybermobbing

Der Schock sitzt tief, wenn man selbst zur Zielscheibe wird. Was kann man jetzt tun? Welche Schritte sind sinnvoll? Wohin kann man sich wenden? Fünf Tipps, die erst mal weiterhelfen.

Niemand ist selbst schuld, wenn er oder sie gemobbt wird!

Wichtig ist, sich jemandem anzuvertrauen und darüber zu reden. Neben den Eltern können das auch Lehrer sein.

 

Das Mobbing melden

Das Mobbing dem Anbieter des sozialen Netzwerks melden, damit dieser den Account des Mobbers beziehungsweise der Mobberin sperren kann.

Nicht auf die Beleidigungen reagieren.

Dafür den Mobber oder die Mobberin auf eine „Ignorieren“-Liste setzen. Zusätzlich am besten die Mobilnummer, den Nickname und den Mailaccount ändern.

Bilder und Videos, die ohne Erlaubnis veröffentlicht werden, sollten gelöscht werden.

Das kann der Netzwerkbetreiber tun. Damit keine weiteren unerwünschten Fotos oder Videos ins Netz geladen werden, kann über einen Anwalt eine Unterlassungs-verpflichtungserklärung gegen den Cybermobber erwirkt werden.

Anzeige bei der Polizei erstatten.

Für eine Anzeige ist die Dokumentation des Mobbings wichtig. Dafür nach Möglichkeit festhalten, wer zu welcher Zeit das Foto, Video, die Beleidigung, Nötigung oder Bedrohung öffentlich gemacht oder auch geteilt hat. Screenshots erstellen und Chat-Verläufe von Messenger-Diensten abspeichern.

Cybermobbing: Hilfen und Anlaufstellen für Schüler und Schülerinnen

internet-abc.de
Infos zum sicheren Surfen und Tipps gegen Cybermobbing

handysektor.de
Infos zum Datenschutz, Urheberrechten und Cybermobbing

klicksafe.de/materialien
Flyer zu Themen wie Apps (z. B. WhatsApp, Instagram) und zum digitalen (Über)leben

Nummer gegen Kummer
Das kostenlose und anonyme Kinder- und Jugendtelefon: 116 111 montags bis samstags von 14 bis 20 Uhr.

Samstags können Sorgen mit Gleichaltrigen besprochen werden. Es gibt auch eine Online-Beratung per E-Mail oder Chat.

juuuport.de
Umfangreiche Informationen: Hier kommt die Hilfe von Jugendlichen, die zu Scouts ausgebildet wurden.

Erste-Hilfe-App von klicksafe
Jugendliche geben in kurzen Clips Tipps zu Verhaltensweisen bei Cybermobbing, sprechen Mut zu und begleiten Betroffene bei ihren ersten Schritten, sich gegen Cybermobbing zu wehren. Es gibt rechtliche Infos, Links zu Beratungsstellen und Tutorials zum Melden, Blockieren und Löschen von Kommentaren.

Wie du mit einer Cybermobbing-Situation umgehen kannst

In diesem Video erhältst du konkrete Tipps, was du tun kannst, wenn dir Cybermobbing begegnet. Ein Medienpädagoge kommt zu Wort und erklärt kurz und knapp, wie du dich verhalten kannst.

Hol das Programm „Digitale Helden“ an deine Schule und engagiere dich gegen Cybermobbing. Zum Mentorenprogramm

 

Video: Tipps zur Hilfe bei Cybermobbing

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Erste Hilfe gegen Cybermobbing – was kann ich tun?

Sollte ich über Cybermobbing sprechen?

Unbedingt! Bloß nicht schweigen, denn, wer die Hetze likt, teilt oder dazu schweigt, fördert das Cybermobbing, denn viele Mobber und Mobberinnen deuten Schweigen oft als Zustimmung.

Wie kann ich um Hilfe bitten?

Wer Cybermobbing zum Beispiel in der Schule miterlebt, sollte sich am besten an den Klassenlehrer bzw. die Klassenlehrerin oder den Vertrauenslehrer bzw. die Vertrauens­lehrerin wenden. Das ist kein Petzen, sondern direkte Hilfe für Betroffene. Möglich und auch sinnvoll ist ein Gespräch mit den Eltern. Gemeinsam kann man überlegen, wie sich die Attacken beenden lassen und dem Opfer geholfen werden kann.

Was kann ich gegen Cybermobber tun?

Auffordern aufzuhören! Viele Schüler und Schülerinnen haben Angst davor, selbst zur Zielscheibe zu werden, wenn sie sich gegen die Mobber aussprechen. Aber es ist durchaus möglich, sich mit anderen zusammenzuschließen und gemeinsam Betroffene zu verteidigen oder die beleidigenden Beiträge bei den Betreibern zu melden

Wie kann ich Kontakt zu Mobbing-Opfern aufnehmen?

Eine gute Möglichkeit in den Dialog zu kommen, ist, gemeinsam außerhalb von WhatsApp-Chats und Co. zu sprechen. Auf diesem Weg kann man Betroffenen zeigen, dass sie nicht allein sind und auch andere die Attacken verurteilen. Der gemeinsame Gang von der Schule nach Hause oder eine freundliche Nachricht am Nachmittag – das ist wenig Aufwand, gibt Betroffenen aber viel Mut und Kraft.

Zum Weiterlesen: