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Familiensport: Tipps zur Planung und Umsetzung

Als Familie ist man vielen Belastungen ausgesetzt – und diese haben sich in den vergangenen zwei Pandemiejahren noch deutlich erhöht. Umso wichtiger ist es, einen Ausgleich zu schaffen. Ingalena Schömburg-Heuck verrät, wie das mit gemeinsamem Familiensport gelingt.

„Gemeinsamer Sport ist etwas, das verbindet und Kopf und Körper besonders fördert.“

Ingalena Schömburg-Heuck, Sportwissenschaftlerin und Personal Trainerin

„Sport ist schon für Erwachsene eine gute Lösung, um mit Herausforderungen zurecht zu kommen. Das gilt insbesondere für Kinder. Gemeinsamer Sport ist etwas, das verbindet und Kopf und Körper besonders fördert. Wenn man einfache Sportarten in den Alltag integriert, bringt das alle im Familienkontext unheimlich stark zusammen, weil man sowohl positive als auch negative Erlebnisse miteinander teilt. Man lernt dadurch, Höhen und Tiefen einer anderen Person intensiver kennen und lernt auch, zu gewinnen oder zu verlieren. Da schweißt zusammen. Dabei kann man selbst den unterschiedlichen Leitungszustand anpassen oder ausgleichen. Bei einigen Sportarten gelten auf der ganzen Welt die gleichen Regeln und sind damit schnell umzusetzen. Diese sind immer eine gute Möglichkeit, unterschiedliche Voraussetzungen auszugleichen und somit schnell ins Spielen, aber auch miteinander in Bewegung zu kommen.“

In Bewegung kommen

Im Familienalltag ist Zeit ein hemmender Faktor, um sich gegenseitig zum Sport zu motivieren. Zwar sind Kinder durch ihren natürlichen Bewegungsdrang viel öfter körperlich aktiv als Erwachsene, doch fehlt ihnen die Lust zum Sport, dann ist sie schlichtweg nicht da. Erwachsene hingegen machen sich häufiger bewusst, dass etwas Bewegung zum nötigen Ausgleich im Alltag fehlt. Zwischen Kindern und Erwachsenen liegt also ein großer Unterschied in der Motivation und auch in der Wahrnehmung für die Notwendigkeit sportlicher Aktivitäten. Hier können schon schlichte Methoden helfen:

„Kinder haben erstmal eine viel niedrigere Hemmschwelle, was allein die Wetterlage betrifft. Wenn also Eltern bei Nieselregen nicht vor die Tür gehen wollen, heißt es auch, mal doch einen Schritt nach draußen zu wagen und die Energie des Kindes zu nutzen. Das heißt, man kann nicht immer feste Zeiten setzen, sondern sollte so flexibel und spontan wie möglich bleiben. Zur Motivation reichen für den Anfang auch mal alltägliche Wege, die gemeinsam zu Fuß, statt mit dem Auto gemacht werden. Zum Beispiel die Kleinen zu Fuß vom Kindergarten oder aus der Schule abholen. Das ist immer eine großartige Gelegenheit in Bewegung zu kommen, wenn die Zeit knapp ist.

Mit Kindern läuft es meistens anders als geplant. Wichtig ist viel Wasser und auch mal ein kleiner Snack. Denn wenn Kinder erschöpft sind, brauchen sie Pausen und davon auch mehr als wir Erwachsenen. Dazu ist es hilfreich, Ausflüge mit besonderen Zielen zu verknüpfen, die anspornen. Der tolle Abenteuerspielplatz, ein besonders interessanter Ort oder auch mal die Eisdiele als Ziel steigert die Motivation. Hier sollte der gemeinsame Spaß an Bewerbung im Fokus liegen, denn mit Kindern geht es nicht um Leistungssport. Selbst, wenn das jüngste Kind noch zu klein ist, um selbst zu fahren oder zu laufen, ist einfach schon die Teilnahme an der gemeinsamen Aktivität im Kindersitz ein wichtiger Baustein für ein positives Sport- und Familienerlebnis.“

Tipps für gemeinsame Sportarten:

  • Wandern: Wenn das Wetter schön ist, selbst bei bedecktem Wetter, sollten Sie die Natur nutzen. Wandern ist dazu eine gute Möglichkeit, Neues zu entdecken, die Natur besser kennenzulernen und gleichzeitig aktiv zu sein. Das kann für Große und Kleine ein bereicherndes Erlebnis sein und gibt Ihnen die Möglichkeit, jede Wanderung auch anders zu gestalten. Dazu gibt es in einigen Regionen in Deutschland verschiedene Angebote zu Themen- oder Erlebniswanderungen, durch die die Abenteuerlust geweckt wird.
  • Fahrradfahren: Das löst nicht nur Begeisterung bei den Kleinsten aus, sondern bietet zusätzlich auch ein tolles Abenteuer, wenn sie ganz neue Wege und Orte in ihrer Umgebung erkunden können. Etwas Tolles zu entdecken, motiviert dann nicht nur die Kleinen, sondern auch die Großen. Wenn Sie mit mehreren Kindern oder Kindern im unterschiedlichen Alter unterwegs sind, können Sie das Leistungsniveau auch durch einen Kindersitz, einen Fahrradanhänger oder auch mit einem Schleppseil ausgleichen.
  • Ballspiele: Spiele mit Bällen lassen sich mit Ausflügen verbinden oder auch im Garten umsetzen. Fußball, Federball oder Tischtennis. Das besonders Schöne: Sie bleiben in Kontakt, denn Ballspiele sind wahre Gemeinschaftsspiele, die das Miteinander stärken. Nutzen Sie die Chance, mit Ihren Kindern spontan ins Spielen zu kommen. Denn dafür sind diese Spiele sehr gut geeignet.
  • Schatzsuchen: Eine Schatzsuche regt die Kreativität besonders gut an und sorgt für ein kleines Abenteuer. Dafür müssen Sie nicht mal weiter wegfahren oder nach besonders interessanten Orten zu suchen. Denn der Spaß kommt beim Spiel. Suchen Sie sich drei bis vier Stationen in der näheren Umgebung und gehen Sie mit Ihrem Kind gemeinsam auf die Suche.
  • Work-out: Selbst ein gemeinsames Work-out ist möglich, wenn es für die Eltern noch etwas mehr Anstrengung sein darf. Entweder im Garten mit einem multifunktionalen Sportgerät, an dem die Kleinsten klettern und schaukeln, während Eltern beispielsweise Klimmzüge daran machen. Solche Gelegenheiten gibt es aber auch durch öffentlich zugängliche Sportgeräte in einigen Parks und Wäldern. Viele Eltern gehen aber auch Inliner fahren, während sie den Kinderwagen schieben oder das Kind im Laufrad oder mit dem Fahrrad nebenbei mitfährt.

Flexibel bleiben 

Sport mit der ganzen Familie kann aber auch zu einem starken Stressfaktor werden. Ein „Müssen“ führt dann eher zu Frust und senkt die Bereitschaft zur Bewegung. Um das abzuwenden, sollten Eltern keinen Druck erzeugen. Weder bei sich selbst noch bei ihren Kindern. Bei der Planung geht es darum, möglichst spontan zu bleiben und sich an die Bedürfnisse der Kinder anzupassen. Dazu gehört es auch, sich selbst zurückzunehmen und zu akzeptieren, dass das eigene Leistungsniveau nicht immer erfüllt wird oder durch ein zusätzlich Work-out im eigenen Zuhause ergänzt werden muss:

„Flexibilität bewährt sich im Familienalltag sehr, wenn es um gemeinsame Sporterlebnisse geht. Es ist leichter und viel positiver bestückt, wenn man spontan ist. Ist diese Spontanität nicht gegeben, ist es erstmal wichtig, überhaupt gemeinsam in Bewegung zu kommen und dann auch immer wieder zu überlegen, wann es Möglichkeiten gibt, dass alle daran teilnehmen können. Sich festzulegen, sollte man ausprobieren und ist eine gute Möglichkeit. Besonders in sehr stressigen Phasen, in denen man beruflich stark eingespannt ist, kann vielleicht der Donnerstagnachmittag immer der Tag sein, an dem man gemeinsam ins Schwimmbad oder auch Wandern geht.“

Bildnachweis

Artikeleinstieg: Halfpoint (shutterstock.com)
Portrait-Foto: Ingalena Schömburg-Heuck

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