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Im Selbsttest: Eine Woche ohne Handy am Bett

Scrollen bis zum Einschlafen – das Handy am Bett ist mittlerweile weit verbreitet. Dabei sind die Reize und auch das Blaulicht alles andere als förderlich für einen gesunden Schlaf. Business Development Coach Andreas hat sich das Einschlaf-Scrollen für eine Woche verboten.

Als Business Development Coach bin ich immer daran interessiert, wie man Dinge weiterentwickelt und nach vorn bringt – auch in Bezug auf mich selbst. Deshalb hat mich diese Challenge schon echt gereizt. Außerdem arbeite ich selbst auch regelmäßig mit dieser Methode. Da war es fast schon überfällig, diese auch mal an mir selbst anzuwenden. Ich war gespannt, was diese Woche ohne Handy am Bett mit mir machen würde. Denn das Handy am Bett gehört bei mir tatsächlich zur Abendroutine.

Tag 1

Ich lege mein Handy im Flugmodus auf den Nachttisch und mich selbst guter Dinge ins Bett. Ich schließe die Augen – und merke recht schnell ein gewisses „Kopfkino“: Viele Gedanken rasen mir durch den Kopf und ich bin innerlich unruhig. Außerdem spüre ich in den ersten Minuten den ständigen Impuls, doch zum Handy zu greifen. Den überwinde ich dann zwar, aber das Einschlafen fällt mir doch ziemlich schwer.

Tag 2

Als ich morgens aufwache, greife ich direkt zum Handy. Irgendwie schon verrückt – als ob ich etwas verpasse, wenn ich spätabends nicht mehr aufs Handy schaue. Aber so hat es sich eben angefühlt: Schnell mal checken, was gestern noch passiert ist. Ich muss mir eingestehen, dass das schon ein wenig Suchtcharakter hat. Abends dann dasselbe Spiel wie gestern: Das Handy liegt brav neben mir, aber da ist immer wieder dieser Drang, doch mal eben noch draufzuschauen. Ich bleibe standhaft, aber das Einschlafen bereitet mir erneut Probleme.  

Tag 3

Heute habe ich mich vorbereitet und mir überlegt, was mir beim Einschlafen helfen könnte. Meine Wahl fällt auf Regengeräusche, die ich per Handy laufen lasse. Das geht auch, wenn mein Handy im Ruhemodus ist. Und siehe da: Es hilft wirklich gut. Ich schlafe ruhiger ein, mein Schlaf ist insgesamt erholsamer und ich wache auch entspannter auf. Um mir diese Entspannung noch ein wenig zu erhalten, gehe ich noch eine Stufe weiter und lasse mein Handy bis zum Arbeitsbeginn im „Nicht stören“-Modus. Ich trinke ganz in Ruhe einen Kaffee und mache Meditationsübungen – wie entspannt ein Tag starten kann!

Tag 4

Weil das so gut gelaufen ist, wiederhole ich mein Regen-Ritual auch an diesem Abend. Und wieder derselbe Effekt: Ich schlafe entspannt ein und wache erholt auf. Am Morgen baue ich noch ein wenig Frühsport ein, merke aber, dass das morgens nichts für mich ist. Lieber genieße ich in Ruhe meinen Kaffee, wenn die Familie aus dem Haus ist, und lese noch ein bisschen, bevor ich entspannt meinen Homeoffice-Tag starte.

„Schon verrückt, was es für einen Effekt hat, wenn man sich vor dem Einschlafen bewusst von der Außenwelt verabschiedet.“

Andreas Ocklenburg, Business Development Coach aus Oberhausen

Tag 5

Es ist unglaublich. Da dachte ich, ich hätte die abendliche Handysucht überwunden und wäre jetzt auf der sicheren Seite – und dann: ein Rückfall! Ich schnappe mir tatsächlich das Handy und scrolle im Bett! Ich war mir wohl meiner Sache etwas zu sicher. Ich ärgere mich über mich selbst, schalte das Handy auf Ruhemodus und die Regengeräusche an. Der Ärger über mich selbst verfliegt, denn Rückschritte gehören eben zum Fortschritt dazu. Ich atme tief durch und merke, wie die Entspannung kommt. Ich schlafe ruhig ein.

Tag 6

Am Abend merke ich, dass der Impuls, mal eben noch das Handy zu checken, heute schon deutlich schwächer ist. Wahrscheinlich habe ich gestern einfach gemerkt, dass mich das eigentlich gar nicht weiterbringt, im Gegenteil sogar. Ich nehme den Impuls zwar wahr, gebe ihm aber nicht nach, sondern schalte die Regengeräusche an – und damit auch meinen eigenen Entspannungsmodus. Das klappt wie in den letzten Tagen auch – ich habe eine ruhige Nacht und starte erholt und entspannt in den Tag. Schon verrückt, was es für einen Effekt hat, wenn man sich vor dem Einschlafen bewusst von der Außenwelt verabschiedet. 

Tag 7

Nun bin ich wirklich in meinem neuen Modus angekommen. Der Griff zum Handy ist abends kaum mehr ein Thema für mich. Kein Impuls, keine Angst, etwas Wichtiges zu verpassen. Ich stelle meinen Wecker, drehe mich um und schlafe ein. So, als hätte ich es nie anders gemacht.

Andreas’ Fazit:

Ich fand die Challenge wirklich super, weil sie einen nachhaltigen Effekt auf mich und mein Leben hatte. Denn mir ist dadurch auch im restlichen Tagesverlauf immer wieder aufgefallen, wie oft und selbstverständlich ich zum Handy greife. So habe ich auch tagsüber immer mal wieder bewusst das Handy weggelegt und gemerkt, dass es überhaupt nicht schlimm ist. Allein das sorgt schon für mehr Bewusstheit und Achtsamkeit im Alltag. Außerdem wurde mir dadurch klar, dass das meiste, was ich mir auf dem Handy anschaue, für mein Leben überhaupt nicht relevant ist. Ich habe auch meine Kontakte in den sozialen Medien ein wenig ausgemistet und auf die wesentlichen reduziert. Und unter dem Strich habe ich nicht verloren, sondern gewonnen: nämlich Zeit, Achtsamkeit und erholsame Nächte.  

Bildnachweis

Artikeleinstieg: simarik (gettyimages.de)
Portrait: Stefan Tempes

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