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Lebendlungenspende: Einfach nur atmen

Mukoviszidose, Koma und Organtransplantation – Marius Schaefer hat in seinem Leben schon viel durchgemacht. Der 22-Jährige aus Arnsberg ist der erste Mensch in Deutschland, der eine Lebendlungenspende erhalten hat.

Seit seiner Geburt leidet Marius unter Mukoviszidose, einer chronischen Stoffwechsel­krankheit, die hauptsächlich seine Lunge betraf. „Die Diagnose bekam ich mit andert­halb Jahren. Ich war während meiner Kindheit immer auf Physiotherapie und später auf Sauerstoff angewiesen.“ Gehadert hat er damit jedoch nie. „Ich habe nie großartig hinterfragt, wieso es ausgerechnet mich traf“, erzählt Marius.

Zweites Leben dank Transplantation

Weil es Marius zusehends schlechter ging, kam Ende 2011 das erste Mal das Thema „Transplantation“ auf. Da war Marius elf Jahre alt. Im Januar 2012 wurde er auf die Warteliste der Stiftung Eurotransplant gesetzt, die unter anderem in Deutschland für die Zuteilung von Spenderorganen verantwortlich ist. „Wir wussten, das kann dauern“, sagt der 22-Jährige. „Mein Vater war derjenige, der dann auf das Thema Lebend­lungen­spende stieß. Doch das war noch gar nicht richtig erprobt. Daher reagierte mein Arzt auch sehr ablehnend.“ Den Unterschied bei einer Lebendlungenspende verrät schon ihr Name: Anders als beim herkömmlichen Transplantieren, bei dem die Spenderinnen und Spender bereits verstorben sind, leben die Spendenden bei diesem Verfahren noch. Damit es durchgeführt werden kann, muss vieles stimmig sein: Die Blutgruppen aller Beteiligten müssen gleich sein, die Spendenden müssen über ein gutes Lungenvolumen verfügen. Ihre Freiwilligkeit muss überprüft und psychologische Gutachten müssen erstellt werden. Viele Gründe, weshalb sich die Lebendlungen­spende bisher in Europa nicht etabliert hat und erst zwei Mal in Deutschland durchgeführt wurde.

Eltern spenden Lungenteile

Schließlich war Marius’ Zustand so kritisch, dass er in ein künstliches Koma versetzt wurde. Die einzige Chance: eine Lebendlungenspende, auch wenn der Weg riskant war. Denn zum einen gab es zu wenige Erfahrungswerte, zum anderen sah das Ärzteteam wegen Marius’ schlechten Zustands lediglich eine Erfolgschance von 30 Prozent. Im April 2012 war es dennoch so weit: Marius erhielt die Lebendlungen­spende – von seinen Eltern. Einen Lungenlappen von seinem Vater, einen von seiner Mutter. Und trotz niedriger Chancen war die Transplantation erfolgreich.

Körperlich ging es dem 22-Jährigen danach zwar besser, weil er endlich atmen konnte. „Doch psychisch ging es mir nicht gut, weil ich nach dem Koma sonst kaum etwas konnte. Neuen Lebensmut hat mir schließlich meine Schwester geschenkt.“ Dank seines eisernen Lebenswillens, viel Physiotherapie und Krafttraining kämpfte sich Marius zurück, um sich seinen größten Wunsch zu erfüllen: „Einfach nur auf unserem Balkon sitzen und eine Fanta trinken. Auch heute ist das noch mein Lieblingsort“, erzählt er lächelnd. Heute studiert Marius Lehramt für sonderpädagogische Förderung in Dortmund. Zudem setzt er sich für das Thema Organspende ein, um mit seinen Erfahrungen anderen Menschen zu helfen.

„Mein größter Wunsch nach der Transplantation: Einfach nur auf unserem Balkon sitzen und eine Fanta trinken. Auch heute ist das noch mein Lieblingsort!“

Marius Schaefer

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Artikeleinstieg & Portrait: Wiethoff

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