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Berühmte Bettgeschichten

Betten bedeuten uns viel: Hier entspannen wir, schlummern selig oder haben Sex. Betten spielten für einige berühmte Persönlichkeiten aber auch eine weitaus größere Rolle – und waren manchmal sogar Teil der Weltgeschichte.

Wie alles anfing? Mit dem Wunsch der Menschen, möglichst komfortabel zu schlafen. Daher waren schon die ersten Schlafstätten in der Bronzezeit Erdmulden, die wahrscheinlich mit Matten ausgekleidet waren. Noch bequemer, mit einer erhöhten Ruhestätte, legten sich die alten Ägypter zur Nachtruhe. Und schon in der Antike gab es aufwendig gestaltete Betten, die unseren heutigen ähneln. Die Bedeutung des Bettes wurde mit der Zeit immer größer – und damit auch die Liste berühmter Persönlichkeiten, die eine ganz besondere Beziehung zu ihrer Schlafstätte hatten.

Prunk und Politik im Bett

Schon Alexander der Große soll im vierten Jahrhundert vor Christus von seinem Bett aus sein Weltreich regiert und Besprechungen abgehalten haben. Entsprechend prunkvoll waren Betten damals verziert und mit kostbaren Stoffen versehen.

Frankreichs Sonnenkönig Ludwig XIV. liebte die Extreme. Auch bei seinen Betten: Mehr als 400 Schlafstätten soll er sein Eigen genannt haben. 155 davon sollen überdimensionale Exemplare gewesen sein. Gerade an Fürstenhöfen wurde in Betten weniger geschlafen, sondern vielmehr repräsentiert. Das Schlafzimmer war der Raum, in dem Gäste und Gesandte empfangen wurden.

Das Bett von Charles Dickens

Aber nicht nur Könige und Weltherrscher hatten eine besondere Beziehung zum Bett. Der englische Schriftsteller Charles Dickens beispielsweise soll sein Leben lang fanatisch darauf fixiert gewesen sein, genug und vor allem erholsamen Schlaf zu bekommen – damit dieser seine Kreativität fördern konnte. Auf Reisen hatte er immer einen Kompass bei sich, denn er glaubte daran, dass sein Bett für guten Schlaf nach Norden ausgerichtet sein müsste. Ist da was dran?

Kannte Dickens Feng Shui?

Das wohl nicht. Aber glaubt man Feng Shui, der Harmonielehre aus China, hat die Ausrichtung des Bettes tatsächlich Einfluss auf die Schlafqualität. In welche Himmelsrichtung die Schlafstätte ausgerichtet werden soll, ist aber individuell verschieden. Eindeutig ist nur der Hinweis, dass das Kopfende am besten an einer Wand steht und man die Schlafzimmertür vom Bett aus im Blick haben sollte. Und dass man elektronische Geräte möglichst aus dem Schlafzimmer verbannen sollte. Und da stimmt auch die westliche Wissenschaft zu.

Love and Peace mit Yoko und John

Betten können so viel mehr sein als nur Schlafgelegenheit. Das zeigten die „Bed-ins“ von Yoko Ono und John Lennon von den Beatles. Bed-ins waren eine experimentelle Form des gewaltfreien Protests für den Frieden. Das damals frisch verheiratete Künstlerpaar verbrachte 1969, während des Vietnamkriegs, zweimal mehrere Tage in Hotelbetten und lud Gäste ein, um mit ihnen über den Frieden zu reden. Der weltberühmte Song „Give Peace a Chance“ soll während des zweiten Bed-ins im kanadischen Montreal entstanden sein. Betten können also kreativ machen.

Schreiben statt schlummern: Marcel Proust 

Gesundheitsexperten raten dazu, im Bett nichts anderes zu machen als schlafen und Sex. Hätte sich der französische Schriftsteller Marcel Proust daran gehalten, hätten wir allerdings ein Stück Weltliteratur weniger. Der etwas eigenbrötlerische Literat verbrachte seine letzten Lebensjahre nahezu ausschließlich im Bett und schrieb dort sein Mammutwerk „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ – mehrere 1.000 Seiten, verteilt auf sieben Bände. Angeblich schrieb er im Liegen, auf seine Ellenbogen gestützt. Vielleicht glaubte er wie der berühmte Psychoanalytiker Sigmund Freud, dass im Liegen die Gedanken und Erinnerungen besser fließen können.

Auf dem Sofa bei Freud

Wer Patient bei Sigmund Freud wurde, fand sich zwar nicht im Bett liegend, aber rasch auf dem Therapiesofa wieder. Der Therapeut saß außerhalb des Sichtwinkels seiner Patienten und Patientinnen. Das hatte verschiedene Gründe – und nicht alle hingen mit dem Patientenwohl zusammen. Zwar sollte der Gesichtsausdruck des Therapeuten den Patienten nicht ablenken und beeinflussen beim freien Assoziieren. Aber Freud hat es wohl auch nicht ertragen, den ganzen Tag über angestarrt zu werden, und entschied sich deswegen für die damals ungewöhnliche Position seiner Patientinnen und Patienten.

Bed-Office 2.0

Momentan könnte man fast glauben, wir kehren dahin zurück, vom Bett aus unser Leben zu lenken. Das Bed-Office, wie es bei den Königen und Fürsten der Fall war, scheint ein Revival zu erleben. Vielleicht vollbringen wir ja auch bald Großes wie viele Dichter, Denker und Künstler. Denn gerade in Zeiten von Homeoffice scheint das Arbeiten vom Bett aus auch im Mainstream angekommen zu sein: Ein großer Softwarekonzern fand heraus, dass 35 Prozent der US-amerikanischen Millennials vom Bett aus ihre Arbeits-E-Mails lesen. Doch dieser Trend ist mit hoher Wahrscheinlichkeit alles andere als gesund – und wird hoffentlich bald wieder der Vergangenheit angehören.
 

Bildnachweis

olegbreslavtsev (istochpgoto.com)

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