Pubertät – 6 Tipps für Eltern
Gerade noch mit Feuereifer Sandburgen gebaut, den allergrößten Spaß im Streichelzoo gehabt und abends vor dem Einschlafen mit Papa oder Mama gekuschelt. Echt jetzt? Das ist doch ewig her – aus Sicht eines Teenagers, der mitten in der Pubertät steckt. Jetzt ist alles anders: für das Kind und für die Eltern. Was kann man tun?
Was ist passiert? Im Grunde spiegelt das chaotische Kinderzimmer eines pubertierenden Teenies genau das wider, was sich in seinem Körper und in seiner Psyche abspielt: Es geht drunter und drüber, nichts ist mehr so, wie es vorher war. Wir Menschen erfinden uns neu in dieser Entwicklungsphase.
Was passiert im Körper?
Den Startschuss für die Pubertät gibt die Hypophyse, eine Drüse an der Stirnbasis. Sie sendet Signale, die die Produktion unserer Hormone steigern, und diese wiederum regen das Wachstum an. Wir werden größer, nehmen zu, unser Körper verändert sich und wir werden geschlechtsreif. Diese Phase beginnt mit etwa zehn Jahren und dauert bis in die späten Teenager- oder frühen zwanziger Jahre hinein.
Baustelle im Kopf
Neben den körperlichen Veränderungen baut sich auch unser Gehirn um und dabei entwickeln sich die Gehirnabschnitte noch unterschiedlich schnell. Im Grunde werden wir ganz neu „verdrahtet“: Der präfrontale Cortex oder der Frontallappen, der die emotionalen und sozialen Prozesse steuert, ist eine einzige Baustelle und funktioniert nicht mehr richtig. Daher können Kinder in der Pubertät ihre Emotionen nicht mehr gut steuern, ihre Impulskontrolle versagt. Der Teil des Gehirns, der zuständig ist für das logische Denken, für planvolles Handeln und für das Abschätzen von Risiken, arbeitet unzuverlässig. Unsere Entscheidungen und unser Verhalten werden von Gefühlen bestimmt. Kein Wunder also, dass wir als Teenager riskante Dinge tun, uns Weltschmerz erschüttert und wir von heißer Wut auf alles und jeden gepackt werden.
Ein anderer Mensch?
Und wohin ist die Persönlichkeit des jungen Kindes verschwunden? Unsere Gehirnstruktur beeinflusst, wer wir sind und wie wir uns verhalten. In der Pubertät, wenn das Gehirn nun alte Verknüpfungen kappt und neue entstehen lässt, ändern wir damit auch unsere Persönlichkeit und entwickeln eine eigene Identität und Sexualität. Damit einhergehend stellen Jugendliche bisherige Werte und Normen der Eltern infrage. Kinder suchen sich jetzt ihren eigenen Weg und gehen auf Distanz zu ihren Eltern. Ein normaler Schritt in ihrer Entwicklung, der für Eltern jedoch voller Unsicherheiten und Sorgen sein kann.
Was macht es Eltern leichter, diesen herausfordernden Entwicklungsschritt ihrer Kinder zu begleiten?
6 Tipps für Eltern
1. Die Perspektive wechseln
Machen Sie sich klar, dass Ihr Kind körperlich und geistig gerade nicht in der Lage ist, immer angemessen zu reagieren. Lenken Sie Ihren Blick bewusst auch auf das, was gut läuft. So können Sie die positiven Seiten Ihres Kindes bewusster wahrnehmen.
2. Vertrauen stärken
Auch wenn sich Ihr Kind jetzt abnabelt, sind Sie für Ihr Kind ein Anker. Zeigen und sagen Sie Ihrem Kind, dass Sie immer da und ansprechbar sind.
3. Regeln und Freiheit in Balance
Neue und strengere Regeln aufzustellen kann die Beziehung während der Pubertät belasten. Versuchen Sie, die Regeln zu priorisieren, die Ihnen wirklich wichtig sind. Gleichzeitig ist es für die kindliche Entwicklung wichtig, auch Freiheiten zuzulassen.
4. Realistischer Blick
Versuchen Sie, sich im Inneren von Ihrem Bild des kleinen Kindes zu lösen. Ihr Teenie kann diesem Bild jetzt nicht mehr gerecht werden. Erschaffen Sie sich ein neues Bild von Ihrem Kind. Und seien Sie bereit, auch dieses jederzeit wieder anzupassen.
5. Seien Sie ein Gegenpart
Wenn Ihr Teenager in einem Gefühlschaos steckt, übernehmen Sie den rationalen Part. Lassen Sie sich nicht von den Gefühlen Ihres Kindes mitreißen.
6. Akzeptanz
Für eine Weile zieht die Pubertät bei Ihnen ein. Versuchen Sie, sich dies immer wieder vor Augen zu führen. Es gehört dazu, dass Ihr Kind sich verhält, wie es sich verhält.
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