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Im Selbsttest: Eine Woche ohne Zucker

Wie ist das, wenn wir uns eine Woche zuckerfrei ernähren: hungrige Ermüdung oder wachsendes Energielevel? Dörte Deniz hat den Selbsttest mit ihrer ganzen Familie gewagt und erzählt uns in ihrem Tagebuch von neuen Gewohnheiten und gesunden Erkenntnissen.

Zucker ist ein fester Bestandteil unserer Ernährung – ein übermäßiger Konsum von zuckerhaltigen Lebensmitteln kann unsere Gesundheit jedoch stark gefährden. In Deutschland liegt der Pro-Kopf-Verbrauch von Zucker bei einer täglichen Menge von 93 Gramm. Die von der Weltgesundheitsorganisation WHO empfohlene Menge liegt bei lediglich 25 Gramm pro Tag. Wir nehmen im Alltag also deutlich mehr Zucker zu uns, als unser Körper verwerten kann. Dabei befindet sich industrieller Zucker nicht nur in fast jedem Vorratsschrank, sondern auch in Lebensmitteln, von denen wir es oft nicht erwarten. Hinter vielen Inhaltsstoffen, die auf -ose enden, ist er kaum noch als Zucker zu erkennen. Eine zuckerarme Ernährung bedeutet, sich mit seinen Essgewohnheiten besser auseinanderzusetzen und genau hinzuschauen. 

Merksatz: „Mit Dextrose, Maltose und Glukose geht der Zuckerverzicht in die Hose.“ 

Meine Einstellung vor dem Selbsttest:

Ich wollte immer schon mal heilfasten, nur ließ sich das schwer in meinem Alltag unterbringen und ich kam nie so wirklich dazu. Eine Woche ohne Zucker hingegen klang machbar. Auch als Mutter von drei Söhnen, mit Zwillingen von zehn Jahren und dem Jüngsten mit vier Jahren, dachte ich: Da kann man schon noch einiges an der Ernährung in unserem Alltag schrauben. Gerade einer der Zwillinge macht viel Sport, und wir alle naschen gern.

Als ich zu Hause laut aussprach, eine Woche lang auf Zucker verzichten zu wollen, sagte einer meiner älteren Söhne sofort, dass er auch mitmachen möchte. Daraufhin auch der andere, und sogar der Jüngste war begeistert. Mein Mann wollte schließlich auch mitmachen, auch wenn er zunächst etwas skeptisch war, ob das gut funktioniert. Mitgefangen, mitgehangen: Nun war es eine Familien-Challenge. 

Mein Tagebuch

Tag 1: Montag

Voller Euphorie starteten wir in den ersten Tag, aus dem schnell eine echte Heraus­forderung wurde. Uns fehlten die üblichen Snacks für Zwischendurch und auch abends, wenn man so richtig zur Ruhe kommen will. Vor allem mir fehlten am Abend die Süßigkeiten, die für mich einfach dazugehören.

Damit kam dann die Ernüchterung. Und der Hunger: Was kann ich denn jetzt essen? Also waren wir mit Gucken und Suchen beschäftigt, was man essen könnte und was davon auch noch ohne Zucker ist. 

Tag 2: Dienstag

Unsere Ernüchterung vom ersten Tag nahmen wir auch mit in den zweiten. Es kam uns schwierig vor, sogar ein bisschen anstrengend. Ich musste mir überlegen, was ich denn heute mal ausprobieren könnte und was wir anderes essen sollten als die gewohnten Zuckerbomben wie Müslis oder Sonstiges. Auch an diesem Tag war der Hunger am Abend wieder groß. Der Verzicht aufs Naschen fiel uns schon ganz schön schwer.

Tag 3: Mittwoch

Nach drei Tagen merkte ich aber: Ich kam viel leichter aus dem Bett und war insgesamt fitter. Das war nach den ersten Heißhungergefühlen der Vortage sehr erhellend! Wir fühlten uns fit und merkten auch, dass es gar nicht so schlimm ist. Beim kleinen Hunger zwischendurch fällt man aber schnell in seine Gewohnheiten zurück. Im Auto steckte ich mir zum Beispiel ein Kaugummi in den Mund, nur um zu kauen. Erst mein Sohn sagte dann: „Mama, da ist doch Zucker drin!“ – stimmt … Aber es ist so normal, dass man kaum darüber nachdenkt. 
 

„Total beeindruckt war ich vor allem davon, wie meine Kinder diese neuen Gewohnheiten so unproblematisch angenommen haben.“

Dörte Deniz

Tag 4: Donnerstag

Das Gefühl, fitter zu sein, hat uns sehr motiviert. Wir suchten weitere Lebensmittel und Rezepte, mit denen wir unsere Essgewohnheiten durch gesündere Alternativen einfach auswechseln konnten. Das machte Spaß. Jetzt gab es Nüsse statt Schokolade am Abend oder Smoothies statt Kuchen nach dem Essen. Auch meine älteren Söhne brachten haufenweise Süßigkeiten nach Hause, die durch Geburtstagskinder in der Schule verteilt worden waren – essen wollten sie diese aber nicht. Auch der Jüngste hat stolz erzählt, dass er im Kindergarten lieber den Apfel als das Eis gegessen hat. Auch ich war stolz auf dieses Ernährungsbewusstsein! 

Tag 5: Freitag

Nachdem wir gute Alternativen gefunden hatten, war klar, dass wir uns gut vorbereiten mussten. So haben wir Naturjoghurt mit Nüssen und andere Snacks bereits vorbereitet im Kühlschrank gelagert, damit wir zumindest gefühlt nicht ungezuckert in der Küche stehen und ewig warten, bis etwas fertig wird. Das hat total gut geklappt und Zeit gespart, die wir nutzen konnten. Denn wir hatten viel Energie und wollten raus: zum Spazieren und um einfach etwas Gemeinsames zu unternehmen.

Tag 6: Samstag

Mittlerweile machte sich auch Entspannung breit – wir hatten uns daran gewöhnt. Und wir schlugen uns wirklich gut: Unsere Smoothies waren sehr beliebt und wir freuten uns schon darauf. Wenn wir zusammen aßen, merkte ich schon, dass eine Veränderung durch die Woche stattfand. Wir hatten immer sehr viel Obst dabei, was vorher nicht so war.

Tag 7: Sonntag

Auch wenn uns über die Tage viel Neues bewusst geworden war, gab es Momente, in denen wir wieder über Zucker stolperten. Denn bei uns sind Brezeln am Frühstücks­tisch sehr beliebt, wir haben aber festgestellt, dass darin Zucker steckt. In den Inhaltstoffen steht zwar nicht „Zucker“, dafür aber ein anderes Süßungsmittel. Unser Kleinster wollte am letzten Tag dann unbedingt seine Brezel mit Marmelade essen und war schon ziemlich traurig. Natürlich durfte er sie genießen. Er hat so toll mitgemacht und für mich ist es okay, wenn er das mal isst. 

Dörtes Fazit: 

„In der Zeit während unseres Selbsttests hatten wir alle wesentlich öfter Hunger. Immer so zwischendurch. Und obwohl wir mehr gegessen haben, fühlten wir uns alle etwas leichter und fitter. Ich bin begeistert, mit wie wenig Aufwand wir am Ende unseren Körpern etwas Gutes tun konnten. Total beeindruckt war ich vor allem davon, wie meine Kinder diese neuen Gewohnheiten so unproblematisch angenommen haben. Mama und Papa machen auf jeden Fall weiter. Wir versuchen weiter stark zu bleiben, um den künstlichen Zucker zu umgehen. Meine Kinder sollen das selbst entscheiden, aber wir möchten alle insgesamt weniger Zucker essen und häufiger gesündere Alternativen wählen. Cheat Days soll es aber auch geben.”

Dörte Deniz

Bildnachweis

Artikeleinstieg: Valerii (stock.adobe.com)
Portrait: Stefan Tempes, move:elevator

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