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Organspende – endlich selber atmen

2020 gab es in Deutschland 913 Organspenderinnen und -spender. Doch 9.400 Menschen stehen auf der Warteliste für ein Spenderorgan. Die bei der Audi BKK versicherte Christiane Wöll hatte Glück: 2019 wurde sie doppelseitig lungentransplantiert.

Frau Wöll, wie geht es Ihnen heute?

Fantastisch! Vor der Transplantation brauchte ich einen Rollstuhl oder Rollator, ich hatte 24 Stunden lang Sauerstoffzufuhr und wurde das letzte halbe Jahr unterstützend beatmet. Heute kann ich auf all das verzichten. Ich kann sogar wieder wandern.

Wie fühlt sich das Leben mit der neuen Lunge an?

Als wäre es meine – nur dass ich im Gegensatz zu meinem Leben mit der alten Lunge wieder Luft bekomme. Und selber atmen kann.

Wann wussten Sie, dass Sie eine neue Lunge benötigen?

Schon mit Anfang zwanzig habe ich mir Vorträge über Organ­trans­plan­tation angehört. Ich habe Mukoviszidose – also eine chronische Stoffwechselerkrankung, bei der lebens­wichtige Organe betroffen sind. Besonders die Lunge. Im Urlaub 2016 wurde es wirklich schlimm. Dann habe ich mit meinem Facharzt darüber gesprochen und auch ein Zentrum gefunden, das die Transplantation durchführen würde. Und dann begann der Marathon.

Der Marathon?

Der Untersuchungsmarathon. Eine Transplantation ist mit extrem vielen Vor­unter­suchungen verbunden, um jede Form von Krebs ausschließen zu können – sonst geht es nicht. Es gibt eine Liste von Menschen, die auf eine Lunge warten. Wenn man es auf die Liste geschafft hat, kommen alle 90 Tage unterschiedliche Tests dazu, die dann darüber entscheiden, wo man sich gerade auf dieser Liste befindet. Vor jeder Unter­suchung hat man Angst, dass man aus der Liste fliegt und es doch nichts wird.

Hatten Sie auch vor der Transplantation Angst?

Nein. Ich war ja gut informiert und wusste, dass die Ärzte gut sind. Und ganz ehrlich: Es konnte auch nicht mehr schlimmer werden.

Ist alles gut gegangen?

Auf jeden Fall. Nach der OP war ich erst mal auf der Intensivstation, wurde aber schnell wieder mobil. Nach einem Tag konnte man schon den Tubus ziehen. Auch wenn erst mal jede körperliche Regung wahnsinnig anstrengend war. Ich hätte nie gedacht, dass Sitzen so anstrengend sein kann.

Was ist jetzt anders in Ihrem Alltag?

Ich bin einfach dankbar. Für mein gespendetes Organ und für jeden Tag. Und ich brauche keine Hilfe mehr. Zu Hause mache ich täglich einige Tests und muss viele Tabletten nehmen, damit mein Körper das „fremde“ Organ nicht abstößt.

Beeinträchtigt das Ihren Alltag sehr?

Viel weniger als vorher – schließlich musste ich vorher ja auch ständig Tabletten nehmen. Zwischenzeitlich habe ich Infusionen bekommen und wurde künstlich ernährt. Dagegen ist das jetzt eigentlich alles Pillepalle.

Was denken Sie: Was wissen viele nicht über Organspende?

Viele fragen sich: „Ob meine Organe zum Spenden wohl gut genug sind?“ Darüber muss man sich aber wirklich keine Gedanken machen, denn die Organe werden von den Profis wirklich sehr, sehr gründlich geprüft. Andere reiben sich daran, dass der Hirntod für eine Organspende ausschlaggebend ist. Sie haben Angst, dass fälschlicherweise zu früh Organe entnommen werden. Doch der Hirntod wird immer von zwei unab­hängigen Ärzten diagnostiziert. Und bestehen Zweifel, wird gegen eine Organspende
entschieden – also immer zugunsten des potenziellen Spenders.

Und: Es ist wichtig, eine Haltung zu dem Thema zu haben und den Angehörigen gegenüber zu kommu­nizieren. Den Organspendeausweis hat man ja zum Todes­zeitpunkt vielleicht nicht dabei. Man kann sich natürlich auch gegen das Spenden entscheiden – aber es sollte einem nicht egal sein.

Sie haben Fragen zu dem Thema?

Die Deutsche Stiftung Organtransplantation/Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung berät Sie.


Sie haben noch keinen Organspendeausweis?
Hier können Sie sich diesen kostenlos downloaden:

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Bildnachweis

Stefan Wöll

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